Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Das Vollbahnnetz und die Bahnhöfe

132 Gebäude wurden von dem namhaften Wiener Architekten Paul Sprenger im Rundbogenstil entworfen. Das Aufnahmsgebäude war der wichtigste Teil. Seine Hauptmasse bildete der Block der Ankunftshalle, überdacht von einer Holzkonstruktion mit großer Spannweite, verstärkt durch Zugeisen, damals der größte Innenraum der Hauptstadt. Dazu kamen niedrigere Flügel, symmetrisch zu beiden Seiten, wodurch die Abfahrts- und Ankunftsseiten funktional getrennt waren, und innerhalb derer die Räume der verschiedenen Beförderungsklassen. Die Fassaden wurden durch Gürtelgesimse in zwei Ebenen geteilt, die Langseite durch Pilaster in Abschnitte gegliedert. Jeder Abschnitt wurde durch breitere Parterre- und schmälere Rundbogenfenster in den Geschossen in gleichmäßiger Dichte gestaltet. An der Schmalseite erschien dieselbe Aufteilung mit Giebelwand. Die Mitte der ebenerdigen Seitenflügel von nachgeordneten Erscheinung, die sich ansatzähnlich verbanden, wurde von einem Portikus, und ihre Ecke von Risaliten betont. Mit seiner enormen Masse und seiner äußerst sparsamen Gliederung bot das Gebäude einen monumentalen Eindruck, es war der erste Beispiel moderner Gebäudetypen in Pest von stadtbildprägender Bedeutung. Die Nebengebäude wurden in ähnlichen Stil errichtet, darunter war das Werkstattgebäude, das heute auch nicht mehr besteht, das bedeutendste. Der Bahnhof wurde zusammen mit der Linie Pest-Waitzen am 15. Juli 1846 eröffnet. Die Baugesellschaft blieb nicht lang bestehen, sie machte im Jahre 1849 Bankrott. Die Ungarische Zentralbahn wurde vom Staat übernommen und ihre Linie in anderer Richtung nach Szegedin bzw. nach dem Banat weitergeführt. Ihr Name wurde deshalb in Südöstliche Staatsbahn geändert. 1854 ging das Staatsbahnsystem in Österreich Pleite; damals wurde diese Linie auch privatisiert und mit der Nördlichen Staatsbahn zusammengelegt; dadurch entstand ein Bahnnetz, das von Wien aus über Prag bis zur deutschen Grenze bzw. bis zum Unterlauf der Donau die Habsburgermonarchie diagonal durchschnitt und so ihre drei wichtigsten Städte verband. Die 1855 hauptsächlich mit französischem Kapital gegründete Privatgesellschaft trug den Name K. k. Privilegierte Österreichische Staats-Eisenbahngesellschaft, kurz Staatseisenbahngesellschaft, StEG. In den 1850er Jahren stieg die Frequenz des Bahnhofs bedeutend an, in erster Linie wegen des Güterverkehrs. Zu dieser Zeit wurde Pest zum landesweiten Zentrum des Naturalienhandels und damit zum Motor der Wirtschaft. Bis zur Errichtung des Frachtenbahnhofs am Donauufer wurde der Naturalienverkehr größtenteils hier abgewickelt, der Bahnhof war als Frachtenbahnhof zumindest ebenso wichtig wie als Personenbahnhof. Der Bahnhof von Ofen Im Jahr 1861 wurde ein neuer Bahnhof gebaut, diesmal in Ofen. Die errichtende Privatgesellschaft, die K. und K. Freie Südliche Staats- und Lombardo- Venezianische Mittelitalienische Bahngesellschaft (Cs. kir. Szab. Déli Állami és Lombard-Velencei Középolaszországi Vasúttársaság) war 1858 zustandegekommen (von 1866 an mit dem Namen K. k. Freie Südliche Bahngesellschaft - Cs. kir. Szab. Déli Vasúttársaság, kurz Südbahn - Déli

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