Ungarn auf Landkarten – Ausstellungsführer
Prof. Dr. István Klinghammer: Die Karten des Karpatenbeckens - ein historischer Überblick der ungarischen Kartographie von den Anfangen bis heute
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann in den vom Türken befreiten Gebieten die neue Vermessung des Landes durch ausländische, vor allem deutsche und italienische Genieoffiziere. In den lange Zeit besetzten und entvölkerten Gebieten brauchte man für die Organisierung der Verwaltung und die Lenkung der Neuansiedlungen Karten auf Grund detaillierter neuer Vermessungen. Unter den in Ungarn tätigen Vermessern muss Luigi Ferdinando Marsigli [1658-1730] erwähnt werden. - Eine ungarische, mit Marsiglis Namen zu verknüpfende Besonderheit von Edmund Halleys [1656-1742] Deklinationsweltkarte von 1702 ist, dass die einzige das Festland durchziehende Linie auf ungarischem Gebiet, parallel mit der Donau entlangführt. Die Messungen wird wahrscheinlich Marsigli vorgenommen haben, der eben hier seine Kartenaufnahme machte und die Royal Society über seine Ergebnisse informiert haben wird. Sein Mitarbeiter Johann Christoph Müller [1673-1721] stellte während des Rákóczi-Freiheitskampfes (1703-1711) auf Grund früherer Vermessungen eine Mappe Ungarns zusammen, die erste auf Vermessungen beruhende nach der Lázár- Karte. Die 1709 auf vier Segmenten erschienene Karte gab erstmals ein zutreffendes Bild der Geographie des auf Grund der Türkenherrschaft isolierten und wenig bekannten Landes. Die Karte gab die Ungarische Kammer in 2 500 Exemplaren heraus, weshalb sie als die erste für die Öffentlichkeit bestimmte amtliche Landkarte betrachtet werden kann. Der hervorragende Kartograph der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Sámuel Mikoviny [1700-1750], fasste in einem kleinen 24-seitigen Buch in lateinischer Sprache die Hauptprinzipien seiner kartographischen Arbeit zusammen: „... wir waren bestrebt, das ursprüngliche Antlitz der Gegend sehr sorgfältig gezeichnet wiederzugeben, also die natürliche Lage der Berge mit den bedeutenderen Gipfeln, die Lage der Hügel, Täler und Ebenen, den Verlauf der Straßen, das Bett der Flüsse und sogar Bäche, ... ihre Mündung ineinander, die größeren und kleineren Inseln und auch die Seen und Sümpfe nicht vergessend ..." Die berühmte, zum Symbol der Aufklärung gewordene französische Enzyklopädie erwähnte Mikoviny unter den namhaften Kartographen. 8