Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915

EINLEITUNG

EINLEITUNG „Je wehr man die Welt kennt, um so mehr überzeugt man sich, wie gering man ist, wenige hervorragende Menschen ausgenommen, die eine tiefe Furche auf dem Weltmeer zurücklas­sen. "* iner jener wenigen, hervorragenden Menschen, die eine tiefe Furche auf dem Weltmeer zu­rückließen, ist zweifellos der Autor dieser Zeilen selbst, der öster­reichische Erzherzog Ludwig Salvator, der als Wissenschaftler hervortrat und für sein Werk zu Lebzeiten höchste Anerkennung auf internationaler Ebene erntete. Mit seinem Tod 1915, vor allem jedoch dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie verblaßte die Erinnerung an die­sen Mann, der, wie Meyer’s Großem Konversations-Lexikon aus 1906 zu entnehmen ist, „Von Jugend auf dem Studium der Naturwissenschaften ergeben, ausgerüstet mit umfassenden Sprachkenntnissen und einem ausgesprochenen Zeichen-und Maltalent,... seine bedeutenden Einkünfte fast ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken und ausgedehnten Forschungsreisen“1 verwendete. Mit Ausnahme von Mallorca, wo sein Andenken als Wohltäter und Ver­fasser des Monumentalwerkes Die Balearen, dem die Inseln ihre kultur­historische Identität verdanken, stets hochgehalten wurde, erlitt Ludwig Salvator im Bereich der Historiographie jenes Schicksal, zu dem er selbst einmal anmerkte, „Sonderbarer Weise beschäftigen sich die Menschen am meisten mit den Thaten derjenigen, die ihnen Schaden zufügten. Die Geschichte derselben wird nach allen Arten und Richtungen hin geschrie­ben und mit Gier gelesen.“2 Erst 1991 erschienen die beiden ersten deutschsprachigen Biographi­en Ludwig Salvators. Die „Gier“ war damit jedoch keineswegs gebannt. Vielmehr beschwor sie in fröhlichem Verein mit der Lust zur Verbreitung von Sensationen eine Unzahl höchst oberflächlicher Darstellungen her­vor, die sich in klischeehaften Bezeichnungen Ludwig Salvators als „selt­samen Kauz, Sonderling, Einsiedler, Aussteiger“ und „Aussenseiter des Kaiserhauses“ ergingen. An sein für höfische Kreise ungewöhnliches Auf­treten und Gehaben wurden abenteuerliche Mutmaßungen geknüpft, seine unkonventionelle Art anhand zeitgenössischer Quellen vorgeführt, deren man sich lediglich in Hinblick auf Ludwigs „vorsintflutliche“ und manchem ‘Ludwig Salvator, Sommerträumereien am Meeresufer Leipzig 1912. 53f. 9

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