Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915

LEBENSDATEN - HABSBURG - LOTHRINGEN - TOSKANA. ZUR HERKUNFT LUDWIG SALVATORS

Fontana, zumeist Abbé Fontana genannt (1730-1805), der auch die Bil­dung und Regeneration der Nervenstränge untersuchte und 1781 unter dem Mikroskop anhand eingefärbter Präparate von Geweben in der Epi­dermis des Aals Zellkern und Zellkörper beobachten konnte.5 Pietro Leopoldo berief Fontana zunächst als Prof, für Logik und später auch für Physik an die Universität von Pisa und betraute ihn gleichzeitig mit der Einrichtung und Leitung des Physikalischen Kabinetts betraute, aus dem 1775 das Museo di Fisica e di Storia Naturale in Florenz hervorging. Als wichtigste seiner Aufgaben aber sah Pietro Leopoldo Unterricht und Erziehung seiner Untertanen zu selbständig denkenden und urtei­lenden Staatsbürgern an. Zu diesem Zweck plante er eine umfassende Reorganisation und Vereinheitlichung des Schul- und Bildungswesen, wozu er sich auch der Anregungen des schweizer Pädagogen Johann Pestalozzi bediente Entsprechend gestattete Pietro Leopoldo nicht nur die von 1751-1780 in Livorno erscheinende Pracht­ausgabe der Enzyklopädie von Diderot und D’Alembert, sondern unterstützte deren Edition auch ganz bewußt ungeachtet der gegenteiligen Haltung Roms, die das Werk wegen seiner aufklärerischen Wissensvermittlung verurteilt hatte. Es sei auch erwähnt, daß Pietro Leopoldo die sechsbändige Ausgabe einer methodischen Natur­geschichte der Vögel6 ebenfalls finanziell unterstütz­te und aufseine persönliche Veranlassung die neun­bändige Geschichte des Großherzogtums unter den Medici, die von R. Galluzzi7, dem Archivar des von Pietro Leopoldo in Florenz gegründeten Archivio Diplomatico verfaßt wurde, zurückgeht. Pietro Leopoldos speziell für die eigene Nachkommenschaft ausgear­beitetes Erziehungskonzept, dessen Schwerpunkt das Studium der Na­turwissenschaften, nämlich der Chemie, Physik, Mineralogie, Botanik und Zoologie, bildete, hatte sowohl in Franz, seinem ältesten Sohn, der sei­ner Liebe zur Botanik und Gärtnerei wegen auch „Blumenkaiser“ genannt wurde, als auch in Johann, dem viertletzten sowie dem zweitjüngsten Ludwig nachhaltige Spuren hinterlassen. Kaiser Franz I. (II.) gründete das Botanische Hof Cabinett (1807), richtete einen Lehrstuhl für Blumen­malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und die Stelle eines Hofbotanikmalers ein, veranlaßte botanische Expeditionen, allen voran die Brasilienexpedition von 1817, deren Beratung Alexander von Humboldt übernommen hatte, und erwarb schließlich auch die Südsee- Sammlung von James Cook. Sein Bruder, Erzherzog Johann, der anläßlich der Gründung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1847), zu deren Ehrenmitgliedern auch Erzherzog Ludwig gehörte (1848), von Kaiser Fer­dinand I. zum ersten Kurator bestellt wurde, ist hingegen untrennbar mit 22

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