Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915

LEBENSDATEN - HABSBURG - LOTHRINGEN - TOSKANA. ZUR HERKUNFT LUDWIG SALVATORS

der wissenschaftlichen Erforschung und ökonomischen Erschließung der Alpen und der Steiermark verbunden, wozu er Gelehrte aus dem In- und Ausland heranzog. Auf seine Initiative geht die Gründung des Joanneums in Graz zurück, das ursprünglich nicht nur als Museum für Naturgeschich­te, Chemie, Ökonomie und Technik, sondern gleichzeitig auch als Ausbil­dungsstätte konzipiert war, da Johann die Überzeugung vertrat, die ge­samte technisch-industrielle Anwendung müsse auf wissenschaftlichem Fundament stehen. So wurde auch Friedrich Mohs zum Professor für Mineralogie an das 1811 gegründete Joanneum berufen, das in der Fol­ge sowohl zur Keimzelle der Technischen Universität Graz wie auch zum Grundstock des heute noch gleichnamigen Steirischen Landesmuseums wurde. Aufgrund seines Interesses, vor allem jedoch seiner ausgezeichneten Kenntnisse der Geologie und Mineralogie verfaßte Erzherzog Johann auch selbst fachkundige Beschreibungen von Lagerstätten und Mineralvor­kommen. Erzherzog Johanns schriftlichen Erinnerungen verdanken wir aber auch einen authentischen und lebendigen Einblick in seine toskanische Kind­heit, der deutlich veranschaulicht, wie sehr wissenschaftliche Ambitionen und Interessen gewissermaßen zum alltäglichen Leben der Toskaner zähl­ten. So schildert er die bei seinen älteren Brüdern während der Winterauf­enthalte in Pisa zweimal wöchentlich des abends veranstalteten Gesell­schaften, „Da trafen wir die Professoren der Universität und andere un­terrichtete Männer an. Einige leutseligere nahmen sich uns Kleineren an. Da setzte ich mich zu ihnen und hörte ihren Erzählungen über Entdek- kungen, Reisen, Himmelskörper, Naturgeschichte, Sprachen, Völker etc. aufmerksam zu. Mir sind drei Professoren noch in Erinnerung: Malanina für Sprachen, Santi für Botanik und Slop der Astronom. Für mich waren diese Unterhaltungen lehrreich, auch freute ich mich stets auf den Tage. Die Sache war gut ausgedacht und weckte bei uns Liebe und Freude zu den Wissenschaften.“ 8 Aufgrund der politischen, vor allem durch den Aufstieg Napoleons ver­bundenen Ereignisse, die Pietro Leopoldos Sohn Ferdinand III. an der kontinuierlichen Ausübung seiner Regentschaft hinderten, war es erst dessen Sohn möglich, als Großherzog Leopold II. das Werk des Großva­ters fortzusetzten. Allem voran lebhaftest an Physik interessiert, befaßte sich Leopold II. von frühester Jugend an eingehend mit Galileo Galilei, sammelte dessen Schriften und bereitete so die von Eugenio Albéri her­ausgegebene Gesamtedition Le opere complete di Galileo Galilei in 16 Bänden (1842-1856) vor. Für die von ihm zusammengestellte Prachtaus­gabe der Gedichte von Lorenzo de Medici wurde Leopold zum Mitglied der berühmten wie altehrwürdigen toskanischen Sprachakademie Crusca ernannt. In der Folge bereicherte er aber auch das von Pietro Leopoldo gegründete Museum für Physik und Naturwissenschaften durch eine 23

Next

/
Oldalképek
Tartalom