Manfried Rauchensteiner: Waffentreue – Die 12. Isonzoschlacht 1917

Andrea Brait: Der Isonzoraum - Ein transnationaler Gedächtnisort für Österreicher, Italiener und Slowenen

dadurch aus, dass die k. u. k. Armee als die eigentliche Verkörperung der Monarchie dargestellt wird, und ihre zu geringe Würdigung durch die Republik Österreich beklagt wird. Werte wie Durchhaltevermögen und Pflichterfüllung werden allgemein glorifiziert. Ein auch gegenwärtigen Ansprüchen entsprechendes Erinnerungswerk stellen die Kriegserinnerungen von Constantin Schneider dar, die erst 2003 herausgegeben und mit einem wissenschaftlichen Apparat versehen wurden.27 Ebenfalls von Rechtfertigungsdrang durchzogen ist die Memoirenliteratur der Generäle. Zur 12. Isonzoschlacht und ihren Folgen äußerte sich beispielsweise der letzte Chef des Generalstabes der gesamten bewaffneten Macht Österreich- Ungarns, Generaloberst Arz, ausführlich.28 Die sehr eingehende Analyse seines Vorgängers, Conrad von Hötzendorf, reicht hingegen nur bis zum Jahr 1914. Mit einem gewissen zeitlichen Abstand zum Krieg und mit einer erheblichen Verzögerung gegenüber Deutschland erschienen die österreichischen Kriegsromane; die meisten wurden in den 1930er Jahren veröffentlicht. Der Großteil beschäftigt sich mit der Front in Italien, was zum einen mit dem jahrelangen erfolgreichen Kampf an der Südfront zu erklären ist, und zum anderen damit, dass die angepeilte Leserschaft zu Italien mehr Beziehungen hatte als beispielsweise zu Galizien. In den Texten überwiegt die deutschnationale Haltung: Der Krieg wird als Kampf für das deutsche Volkstum gedeutet. Es gibt aber auch zahlreiche pazifistische Kriegsromane. Zu den österreichischen Romanen, die der Isonzofront gewidmet sind, zählen die Schriften von Kornél Abel29, Walther Neuwirth30 und Rolf Rungen31. Jedoch ist die Romanliteratur nicht ganz von der Kriegerinnerungsliteratur zu trennen, wie beispielsweise Jakob Baxas ,Krieg im Gebirge’32 zeigt. Dieses scheint zwar auf den ersten Eindruck ein typisches Erinnerungsbuch zu sein, es fehlt jedoch der Anschein eines objektiven Standpunktes, der sonst für diese Schriften typisch ist. Der literarisch bedeutendste Roman zur 12. Isonzoschlacht wurde von einem Amerikaner verfasst: Ernest Hemingway, der auf der Seite der Italiener kämpfte, schildert die Ereignisse dieser Schlacht in ,A Farewell to Arms’33 hervorragend, obwohl er selbst daran nicht teilgenommen hat. Schneider, Constantin: Die Kriegserinnerungen 1914-1919, eingel., komm. u. hrsg. von Oskar Dohle. Wien-Köln-Weimar 2003 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 95). 28 Arz, Arthur: Zur Geschichte des Großen Krieges 1914-1918. Aufzeichnungen. Wien-Leipzig- München 1924. 29 Abel, Komel: Karst. Ein Buch vom Isonzo. Salzburg-Leipzig 1934. 30 Neuwirth, Walther: Der Roman der Isonzo- und Piavekämpfe. Berlin 1933. 31 Rungen, Rolf: Ein österreichischer Kriegsroman. Berlin 1933. 32 B a x a, Jabob: Krieg im Gebirge. Klagenfurt 1932. 33 Hemingway, Ernest: A farewell to Arms. New York 1932. 120

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