Walter A. Schwarz: „Vergänglicher Glanz…“, Altösterreichs Orden

Einführung in die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen

EINFÜHRUNG IN DIE GESCHICHTE DER ORDEN UND EHRENZEICHEN Das Orden- und Auszeichnungswesen der dahingegangenen Donaumonarchie war ein durch die Zeiten in und aus sich heraus gewachsenes System staatlicher Dekora­tionen. Der sozialen Entwicklung der Gesellschaft folgend öffnete sich dieses, viel­leicht auch unbewusst, zuletzt nahezu allen Bevölkerungsschichten der Donaumo­narchie. Waren es ursprünglich der Adel, die Geistlichkeit, die Beamtenschaft und das Mi­litär, die mit einer Allerhöchsten“ kaiserlichen Auszeichnung „rechnen“ durften, so war man sich gerade während der 68-jährigen Regierungszeit Kaiser Franz Jo­sephs I. der Notwendigkeit bewusst geworden, die Bevölkerung per se in das Aus­zeichnungswesen einzubeziehen. Gerade der 1849 gestiftete und zuletzt fünfstufige Franz Joseph-Orden belegt diese Absicht. Mit diesem konnten nun auch hervorra­gende Vertreter des Bürgertums, wie etwa Fabrikanten, Innungsmeister, Künstler, Industrielle, Kommunalpolitiker, wie auch in gemeinnützigen Vereinigungen tätige Bürger eine ihrer sozialen Stellung gemäße Ordensstufe erhalten. Die Praxis besonders befähigte oder verdiente Menschen, zu welchem Zweck auch immer, für andere sichtbar hervorzuheben, wird schon im Alten Testament beschrieben: Óann zog der Pharao seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn an Josephs Fin­ger. Er ließ ihm linnene Gewänder anziehen und legte die goldene Kette um seinen Hals.1 Handelt es sich bei diesem Beispiel auch nicht um die Verleihung einer Dekorati­on an sich, sondern um die Zeichen neuer Funktion und Würde, einer Prokura also, so ist daraus doch ersichtlich, dass solch äußere Merkmale seit jeher Menschen beeinflussten und diese Besonderheiten bis in die heutigen Tage - siehe etwa den Wiener Opernball - für das Zusammenleben von Menschen eminente Bedeutung aufweisen. Effizientes oder vorbildhaftes Verhalten auszuzeichnen ist viel älter als die uns heute gemeinhin als „Orden“ bekannten Dekorationen. So trugen zum Beispiel verdiente Aztekenkrieger im Kampf an der Schulter kostbare Gebilde aus Rohr, Gold und Federn, die Vögel, Schmetterlinge oder die Sonne darstellen sollten. Wie auch dem Sieger bei Olympischen Spielen überreicht, erhielten hervorragende grie­chische Soldaten einen Ölzweig oder Kranz. Ausgezeichnet werden konnte man außerdem durch besondere Präsentation, etwa auf einem Relief oder Kampfgemäl­1 Vgl. Genesis, Kapitel 41, Vers 42. 9

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