Walter A. Schwarz: „Vergänglicher Glanz…“, Altösterreichs Orden

Einführung in die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen

de. Miltiades (*540, tea. 489 v. Chr.), der athenische Feldherr und 490 v. Chr. Sieger von Marathon gegen die Perser, wurde in dieser Weise geehrt.2 Nun einige Anmerkungen zu den 1937 in der Tschechoslowakei entstandenen Termini „Phaleristik" („Faleristik“) bzw. „Ordenskunde“ als Bezeichnungen dieser historischen Hilfswissenschaft. Der Sammler und Theoretiker Oldfich Pile beschäf­tigte sich mit dieser Materie und ging davon aus, dass das griechische Wort „ta falara“ (Neutrum pluralis), welches die seit der Antike bekannten metallenen Ver­zierungen auf den Helmen der Krieger oder der Brust und dem Kopf der Pferde benannte, später von den Römern übernommen und die kreisförmigen Medaillons auf den Brustpanzern der Legionäre sowie der Legions- oder Kohortenkommandan­ten als ,,phalerae“ (Femininum pluralis) bezeichnet wurden. Von daher stammt auch die heutige Bezeichnung, denn „Phaleristik" trifft auf diese historische Hilfs­wissenschaft mehr zu, als das deutsche Wort „Ordenskunde'1, da Orden ja nur eine von mehreren Formen der sicht- und vor allem tragbaren Auszeichnungen darstel­len.3 Erst Ende des Jahres 2000 war man sich in Fachkreisen über die genaue Beg­riffsbestimmung einig geworden und hatte diese Erkenntnisse im Februar 2001 veröffentlicht. Die Aufnahme des Begriffes „Phaleristik“ in den Brockhaus ist er­folgt.4 Ein besonders schönes Beispiel römischen Auszeichnungswesens befindet sich im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Es zeigt die 1630 in Xanten bei Düsseldorf gefundene Grabstele des Militärlegaten und Kommandanten der XVIII. Legion, Marcus Caelius. Ohne auf die Vielfalt der römischen militärischen Auszeichnungen eingehen zu wollen - so gab es neben den schon besprochenen Metallscheiben die verschiedens­ten Arten von Kronen, Armspangen und Halsringen, dazu Silberspeere oder vergol­dete Standarten - kann angemerkt werden, dass bereits damals die Möglichkeit erkannt wurde, persönliche Tapferkeit sowie militärische Verdienste öffentlich sichtbar zu machen und die einzelne Person, aber auch die gesamte Truppe, derge­stalt hervorzuheben. Orden waren ursprünglich Lebensgemeinschaften, die sich gemeinsamen, von je­nen der sie umgebenden Welt wesentlich abweichenden, Gesetzen unterwarfen. Zunächst verstand man darunter nur Mönchsorden. Im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Kreuzzüge, bildeten sich zusätzlich weltliche Ritter- und Hospitaliter-Orden mit dem Ziel des Kampfes gegen Ungläubige bzw. der Pflege der Kranken. Die Zuge­hörigkeit zu diesen Organisationen wurde durch eine bestimmte Kleidung, den 2 Vgl. M e f i c k a, Václav: Das Buch der Orden und Auszeichnungen (Prag 19762), S. 20-24. 3 Vgl. Mer i c ka, Vaclav: Das Buch der Orden und Auszeichnungen (Hanau/M. 19902), S. 11. 4 Vgl. Herfurth, Dietrich: Phaleristik — Eine historische Hilfswissenschaft in Bewegung. In: Herold-Jahrbuch, neue Folge, 6. Band (Neustadt a. d. Aisch 2001), S. 95-109. Einen guten Über­blick über die Themenvielfalt der Ordenskunde findet sich auch bei Igor Graus, Zur Abgrenzung der Phaleristik als Wissenschaftsdisziplin. In: Orden und Ehrenzeichen. Das Magazin für Sammler und Forscher- BDOS Jahrbuch 2001, S. 91-120. 10

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