Österreich und das Heilige Römische Reich

INHALTSVERZEICHNIS - Lorenz Mikoletzky: Zum Geleit

ZUM GELEIT Der 18. Mai 1804 mit der Selbstproklamation Napoleons zum „Kaiser der Franzosen“ war nicht von ungefähr gekommen und auch die daraus resultierenden Wünsche des Korsen gegenüber dem „Fleiligen Römischen Reich Deutscher Nation“, das der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 schon nur mehr als „Deutsches Reich“ bezeichnet hatte, waren absehbar. Es ging dabei nicht allein um die Herausgabe des Schwertes und des Evangelienbuches Karls des Großen, die durch Frankreich von Kaiser Franz II. verlangt wurden, Staatskanzler Johann Philipp Graf Cobenzl sah in der Folge unter anderem als Möglichkeiten: Es sey nun, daß dieser erbliche Titel auf die eigenen Hauslande radiziert werde, wodann die so ansehnlichen in der Österreichischen Monarchie vereinigten Königreiche und Staaten allerdings einen der Kaiserkrone würdigen Komplexus darbiethen würden [...]. Zwei Jahre lang war Franz II./I. somit Träger zweier Kaiserkronen, eine politisch/diplomatisch nicht immer klare Situation. Am 11. August 1804 erfolgte in Wien die feierliche Proklamation des Erbkaisertums Österreich. Seine Majestät haben Sich in dieser Hinsicht nach reiflicher Überlegung entschlossen, den neuen erblichen Kaiser-Titel nicht auf eines von Ihren Erbländern in Sonderheit, sondern auf den Complex um aller ihrer unabhängigen Staaten und auf die Person des Regenten, der diese Staaten unter seinem Szepter vereinigt, dergestalt zu radizieren, daß die einzelnen Königreiche und Staaten Ihre bisherigen Titeln, Verfassungen und Vorrechte ungeschmälert beibehalten; desgleichen auch jene Verhältnisse vollkommen aufrechterhalten werden, durch welche Ihre deutschen Erblande mit dem deutschen Reich verknüpft sind. Franz I. von Österreich hatte mit seiner Würde keine Freude und er entwickelte auch keine innere Beziehung zur Österreichischen Kaiserkrone. Dass ihm die deutsche Kaiserkrone nichts bedeutete, lag an den Zeitumständen, dass er aber aus der österreichischen Kaiserwürde so gar nichts gemacht hat, ist weniger verständlich, wie der Historiker Helmut Rumpler mit Recht meint.1 Vgl. allgemein dazu Rumpler, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie (= Österreichische Geschichte 1804-1914, hrsg. v. Herwig Wolfram), Wien 1997, 9. S. 57 ff.

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