Österreich und das Heilige Römische Reich
INHALTSVERZEICHNIS - Karl Otmar von Aretin: Österreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation nach 1648
Jahre bis 1806 blieben der Kaiser und das Reich den Bedingungen des Westfälischen Friedens unterworfen. Ferdinand III. schuf mit seiner Entscheidung die Voraussetzung für das Römische Kaisertum des Hauses Österreich nach 1648. Sein Sohn Leopold fügte in seiner langen Regierungszeit eine zweite wichtige Tatsache hinzu. Indem er sich für die Existenz mindermächtiger Reichsstände einsetzte und mit seiner Politik die politische Bedeutung der Landstände bei den mächtigeren Reichsfürsten unterstützte, gab er dem Einfluss des Kaisers im Reich eine Basis, die bis zur Säkularisation tragfähig blieb. Die von ihm herbeigeführte Lösung der Reichsverfassung band alle Glieder des Reiches in die Reichsverteidigung ein. Die Bedrohung des Reiches durch die Kriege Ludwigs XIV. und den Ansturm der Türken ließ diese Leistung des Kaisers in den Hintergrund treten. Sie wurde zur Belastung, als Österreich nach dem Spanischen Erbfolgekrieg in den Rang einer Großmacht aufstieg. Leopolds Reichspolitik entsprach zwar der im Westfälischen Frieden konzipierten Rolle des Reiches als Kernstück einer europäischen Friedensordnung, sie wurde aber zum Hindernis, als mit Preußen eine protestantische Großmacht im Reich entstand. Reichspolitik und österreichische Großmachtpolitik gingen seither in Wien getrennte Wege. Im Kaisertum Österreichs von 1804 vollendete sich die in der Pragmatischen Sanktion Karls VI. angelegte Entwicklung Österreichs zur eigenständigen souveränen Existenz außerhalb des Reiches. I Zunächst galt es, das Vertrauen der Reichsstände zu gewinnen. Es war ein kluger Schachzug Kaiser Ferdinands III., den Reichstag in Regensburg mit allem Pomp, den das Reich entwickeln konnte, zu eröffnen. Noch vor Beginn der Verhandlungen gelang dem Kaiser ein wichtiger Erfolg. Die Kurfürsten wählten am 31. Mai 1653 in Regensburg seinen Sohn Ferdinand zum Römischen König. Damit war klar, dass an der Kaiserwürde der österreichischen Habsburger nicht gerüttelt werden sollte. Am 30. Juni eröffnete der Kaiser feierlich den Reichstag5. Neben der Aufnahme des gesamten Textes des Westfälischen Friedens in den Reichsabschied sind auf diesem Reichstag eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefasst worden. Das Reichskammergericht wurde reformiert und eine Exekutionsund Visitationsordnung beschlossen. Die Stellung des Städtekollegiums am Reichstag gegenüber dem Kurfürstenkollegium und dem Fürstenrat wurde geregelt. Mit großem Geschick wehrte der Kaiser alle Angriffe auf seine Stellung ab. Dieser Reichstag hatte bewiesen, dass das Reich auch unter den Bedingungen des Westfälischen Friedens von einem Kaiser regiert werden konnte. 5 Der Regensburger Reichstag von 1653/54 hat in der Arbeit von Müller, Andreas: Der Regensburger Reichstag von 1653/54, eine Studie zur Entwicklung des Alten Reiches nach dem Westfälischem Frieden, 1992, eine erschöpfende Darstellung gefunden.