Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)

György NÉMETH: Die Briefladen von Sámuel Bíró von Homoródszentmárton und Klára Dániel von Vargyas. Zwei Kabinettschränke mit besonderem Aufbau aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts

gen siebenbürgischen Fürstentums als Se­kretär des mächtigen Mihály Teleki seine Laufbahn begann, stellte sich später in den Dienst des Gouverneurs György Bänffy. Als Staatsbediensteter schritt er auf der Amtsleiter immer höher: Er wurde Vorste­her der Eisenhütten in der Region Csík, dann der siebenbürgischen Steuereinnah­men, ab 1715 wurde er Regierungsrat, 1718 zum Kurator der Unitarischen Kirche ge­wählt. Seine Ehefrau, Klára Daniel, stamm­te aus einer Familie der oberen Schicht der Seklergesellschaft, aus Vargyas in der Regi­on Udvarhelyszék. Wegen ihrer Familien gehörten beide Eheleute der unitarischen Elite von Siebenbürgen an.32 Im Buch von Gábor Daniel von Vargyas mit den Biographien der Familie Daniel ist folgende interessante Angabe zu lesen: Klá­ra Daniel wurde 1724 zu den Urkunden und Briefen der Familie Daniel erhört und als Zeugin habe sie ausgesagt, nach dem Tod ihres Bruders, Mihály Daniel, seien die Dokumente (darunter auch die des Vargya- ser Gutes) von dessen Witwe (mit der Er­laubnis von Ferenc Daniel dem Älteren) zu ihr gelangt, die sie bis zum Ende des Krie­ges aufbewahrt habe. 33 Mihály Daniel, der sich den Freiheitskämpfern angeschlossen hatte, starb am 8. Oktober 1704 in der Schlacht von Pata, in der er gegen die Trup­pen von General Rabutin um das belagerte Klausenburg kämpfte.34 In Bezug auf die Briefladen, die während des Rákóczi-Frei- heitskampfes auf die Bestellung von Sámu­el Bíró und seiner Frau angefertigt wurden, stellt sich die Frage, ob ihre Entstehung nicht mit der wegen der Kämpfe notwendig gewordenen Aufbewahrung der Doku­mente der Familie Daniel im Zusammen­hang steht. Bei der Anfertigung des zwei­ten Möbelstückes mag die in Westeuropa verbreitete Sitte eine Rolle gespielt haben, dass die Adligen und reichen Bürger die Kabinettschränke paarweise im Repräsen­tationsraum ihrer Häuser und Paläste auf­gestellt haben. In Bezug auf die Provenienz des unter tragischen Umständen zerstörten Kunst­objektes des Sekler Nationalmuseums be­merkt Géza Nagy, dass es „laut der Über­lieferung“ in Klausenburg hergestellt wur­de. 35 Aus einer Fußnote im Aufsatz über den „reich verzierten Prunkschrank mit versteckten Fächern“ geht jedoch hervor, dass diese Überlieferung einem Missver­ständnis entstammen kann, denn das Wap­pen von Sámuel Bíró wurde mit dem des Grafen János Haller, des Siebenbürgischen Gouverneurs, verwechselt.36 Ich glaube, dass die „Silbereinlegearbeit“, von der bei Géza Nagy ebenfalls die Rede ist, auf einer ungenauen Beobachtung fußt und der Schrank ursprünglich mit einer Bleieinlege­arbeit verziert war.37 Reich mit Blei ver­ziert ist auch die Aussteuertruhe aus der ehemaligen Sammlung von Emil Sigerus. Ihn hat der erste Besitzer (gemäß der ge­malten Aufschrift auf dem Deckel) 1713 in Hermannstadt (ung. Nagyszeben, heute Sibiu, Rumänien) gekauft.38 Nach dem Entstehungsort des Schran­kes, bzw. seines Pendants suchend muss Hermannstadt zweifelsohne in Betracht gezogen werden: Die Stadt war seit dem Ende des Mittelalters eines der Zentren der Luxusmöbelherstellung. Die Produktion der reich verzierten Kabinettschränke war zudem den in Hermannstadt tätigen Ebe- nisten zu verdanken.39 Aus den (seit 1627 geführten) Mitgliederverzeichnissen der Hermannstädter Tischlerzunft geht hervor, dass sich Meister aus ganz Mitteleuropa be­reits ab Mitte des 17. Jahrhunderts der Her­mannstädter Tischlerzunft anschlossen. Einige ließen sich in der Stadt nieder, ande­46

Next

/
Oldalképek
Tartalom