Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)

György NÉMETH: Die Briefladen von Sámuel Bíró von Homoródszentmárton und Klára Dániel von Vargyas. Zwei Kabinettschränke mit besonderem Aufbau aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts

re Wandermeister blieben lediglich einige Jahre da, und zogen in der Hoffnung auf günstigere Bestellungen weiter. Viele von ihnen kannten die Kunst der Inkrustation- und Intarsienherstellung, bzw. andere Ein- legetechniken von wertvollen Hölzern. Diese Meister, wie z.B. der Wiener Hanner Stahl, der von seinem Eintritt in die Zunft im Jahre 1642 bis zu seinem Tod (1655) de­ren Mitglied blieb, haben ihren Beruf in den Möbelproduktionszentren Mitteleuro­pas erlernt. Die Kenntnis der neuen Tech­niken, die aus diesen Zentren hervorging, kann als Erklärung dafür dienen, dass die Protokolle aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Erbschafts- und Aus- steuerlisten) ziemlich oft „Schreibkästen“, d.h. „Schreibkabinette“ mit schönen Intar­sien und ausziehbaren Schubläden aufzäh­len.40 Eine herausragende Arbeit der Zeit, der zwischen 1691 und 1697 für den ge­lehrten Sachsengrafen, Valentin Franck von Franckenstein, angefertigte Kabinett­schrank muss unbedingt erwähnt werden.41 Die ziselierten und gravierten, gewölbten Silberbeschläge des Nussbaumschrankes wurden vom Hermannstädter Goldschmie­demeister Sebastian Hann hergestellt.42 Sol­che Schränke galten damals auch im viel weiter entwickelten westlichen Europa als Seltenheit - stellt Anca Fleşeriu in ihrem Aufsatz fest.43 Sámuel Bíró war ein „Rats­kollege und persönlicher Bekannter” von Franckenstein, dessen in Klausenburg (ung. Kolozsvár, heute Cluj-Napoca, Ru­mänien) 1697 herausgegebenes Werk mit dem Titel Breviculus originum Nationum et praecipuae Saxonicae in Transylvania über die Siebenbürger Sachsen er als Quelle für seine landeskundliche Arbeit Unter­richt über den Status, Einwohner, Orte und Flüsse von Siebenbürgen [Nemes Erdély országának státuszáról, lakosairól, lakóhe­lyeiről és folyóvizeiről való oktatás] ver­wendete.44 Als möglicher Herstellungsort der un­tersuchten Kabinettschränke muss Her­mannstadt schon wegen seiner Rolle im Rákóczi-Freiheitskampf in Betracht gezo­gen werden. Während der Kämpfe zwi­schen Kuruzen und Labanzen (ungarischen Freiheitskämpfern und Habsburgern) war Hermannstadt als wirtschaftliches und Verwaltungszentrum am besten geeignet, als Hauptstadt zu fungieren. In dieser Stadt hatten die Kommandantur der deutschen Truppen in Siebenbürgen und das Guber­nium ihren Sitz.45 Der todkranke Statthal­ter46 bat den im November 1708 aus Kron­stadt nach Hermannstadt kommenden Sámuel Bíró, seine Grabaufschrift zu dich­ten. Der herausragende Jurist Sámuel Bíró, der ein inniger Freund der Familie Bánffy war, galt als guter Poet. Er verfasste auch das Epitaph der Frau des Statthalters. Der schwerkranke Gouverneur hat sich das fertige Gedicht noch angehört, danach wurde es in eine Silberplatte eingraviert und vergoldet, und mit dem Toten begra­ben.47 Dieses Ereignis wurde von István Wesselényi, dem Schwiegersohn des Grafen György Bánffy, in seinem Tage­buch (1703-1708) aufgezeichnet, das er den schwierigen Zeiten entsprechend mit „Trau­rige Welt“ [„Sanyarú világ“] betitelte.48 Der Gouverneur hat sich auf seinem Sterbebett auch den Sarg angeschaut, „den die deut­schen Tischler für 33 Forinten angefertigt hatten“, Wesselényi fährt in seinem Tage­buch folgendermaßen fort: „... aber so ex­akt, dass ich noch nie so einen schönen Holzsarg gesehen habe, sowohl seinem Bau als auch seiner Zusammenstellung nach. Er glänzt so schön, als wäre er nur aus Wur­zeln gemacht, und er läutet so, als wäre er aus Metall, obwohl er aus Nussbaumholz 47

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