Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Dóra REICHART: Die Karriere einer Frau in einem Männerberuf in der Zwischenkriegszeit. Das Werk der Innenarchitektin Zsuzsa Kovács in den 1920er und 1930er Jahren

DÓRA REICHART DIE KARRIERE EINER FRAU IN EINEM MÄNNERBERUF IN DER ZWISCHENKRIEGSZEIT DAS WERK DER INNENARCHITEKTIN ZSUZSA KOVÁCS IN DEN 1920ER UND 1930ER JAHREN Die Innenarchitektin und Designerin Zsu­zsa Kovács (1902-1974) begann ihre Karri­ere Anfang der 1920er Jahre auf die Wir­kung von großen ungarischen Vorbildern der Zeit hin. Im Anschluss an Erfahrungen im Rahmen von Studienreisen in Europa schuf sie - sich bis zu den 1930er Jahren voll entfaltend - ihre schönsten Werke in individueller Ausführung. Der Name von Zsuzsa Kovács ist zugleich jedoch bis in unsere Tage eng mit der Problematik von Typenmöbeln und Kleinwohnungen ver­knüpft, da ihre theoretische Tätigkeit ab dem Beginn der 1930er Jahre und ihr Mö­beldesign ab den 1940er Jahren ausgespro­chen von diesem Gedankenkreis gelenkt wurden. Als Folge dessen wurde im Jahr 1958 ihr „Bestseller” geboren: Die im Fach und in vielen Haushalten bis heute wohlbe­kannte Typenküche, deren Entwurf beim Einbau in der experimentellen Wohnsied­lung im Stadtteil Óbuda (Altofen) der un­garischen Hauptstadt Budapest in nahezu 100.000 Exemplaren verwirklicht wurde.1 Kovács spielte mit ihrer Arbeit als In­nenarchitektin, später als Architektin eine bedeutende Rolle in der Entstehung des Stadtbildes von Budapest bzw. einzelner Städte auf dem Land in den fünfziger Jah­ren. Zwischen 1948 und ihrer Pensionie­rung im Jahr 1961 arbeitete sie für die gro­ßen staatlichen Planungsbüros.2 In der Stadt Salgótarján ist ein Restaurant, in der Attila Jözsef-Siedlung in Szigetszentmiklös sind Wohnhäuser und Geschäftshäuser mit ihrem Namen verbunden. Die Einheitsein­richtungen des von ihr entworfenen Cafés, Milchgeschäfts, der Apotheke oder der Bankfiliale waren charakteristische und be­stimmende Beispiele des Alltags, ebenso wie ihre Ratschläge zur Schaffung eines Zuhauses, die - neben zahlreichen Fachpu­blikationen - dank des Bandes mit dem Ti­tel A lakásberendezés ábécéje [Einmaleins der Wohnungseinrichtung] für Tausende von Menschen einen praktischen Wegwei­ser darstellten.3 Wir befinden uns in einer glücklichen Lage, wenn wir das Lebenswerk aufarbei­ten wollen. Der Nachlass von Zsuzsa Ko­vács, die Einrichtung ihrer Wohnung, das ihre Laufbahn hervorragend dokumentie­rende Material an Entwürfen, Fotos und Schriften bereichern dank der jüngeren Schwester der Künstlerin, Ilona Kovács, seit dem Jahr 1981 die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums zu Budapest. Das Museumsarchiv verwahrt mehrere Hun­dert Zeichnungen, Entwürfe und Fotos aus ihrem Œuvre.4 Ziel der vorliegenden Studie ist es, das frühe Werk von Zsuzsa Kovács, ihre Tätig­keiten und Kontakte sowie ihre in den 20er und 30er Jahren angefertigten Entwürfe und deren Ausführungen, ihre Möbel und Raumausstattungen aufzudecken und vor­zustellen. Die Sichtweise der am Anfang ihrer Laufbahn stehenden, jungen, für die 85

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