Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Hedvig SZABOLCSI: Zeichnungsvorlagen für Möbel mit Hirschgeweih von Joseph Franz Danhauser zur einstigen Einrichtung des Jagdschlosses in Lovasberény

Abb. 6. Das Jagdschloß Einrichtungsgegenstände, Möbel aus eigenen Jagdtrophäen, blicken auf eine ziemlich lange Geschichte zurück. Simon Jervis hat in seinem ausgezeichneten Aufsatz die Geschichte des Geweih-Themas mit Blick auf Westeuropa/England fast voll­ständig bearbeitet. Nachstehender kurzer Überblick, den ich hinsichtlich der Bestimmung des historischen Stellenwertes unseres Themas für wichtig erachte, beruht größtenteils auf seinen Forschungen.12 Die frühesten Beispiele für die Verwendung von Geweih reichen in die Zeit der Gotik zurück, es handelt sich um Leuchtkörper, sogenannte Kronleuchter, sofern sie in Form eines Reifs bearbeitet waren, oder um Leuchterweibchen, sofern die Geweihe, die die Kerzen trugen, aus einer Frauenfigur oder einer Meerjungfrau, fallweise aus einem Drachen hervorwuch­sen. Die frühesten bekannten Beispiele stammen aus Erfurt, aus den Jahren zwi­schen 1370 und 1400.13 Im Verlauf des 15. und 16. Jahrhundert waren Kronleuchter oder Leuchterweibchen weiterhin die Träger von Hörnern oder Geweihen. Auch Dürer entwarf derartige Stücke, 1513 für seinen gelehrten Freund Willibald Pirckheimer einen Leuchter mit Seejungfrau, 1520 einen anderen mit Drachenfigur. Letzteren hat Veit Stoss für Anton Tücher (1458-1524) ausgeführt, der ihn 1522 der Schatzkammer des Nürnberger Rathauses, der „Regiment­stube“ stiftete.14 Unter den zahlreichen Beispielen ragt das Exemplar mit Cupido als Bogenschützen und einem Wilden Mann mit dem Doppelporträt von Maximilian I. und Karl V. hervor, das um 1516/19 von Jörg Lederer geschnitzt wurde.15 Eines der schönsten Stücke aus der Spätgotik ist der Leuchter des Lüneburger Rathauses, an dem die heilige Ursula von einer Mandorla umgeben ist. In einer anderen Variante im Kölner Kunstgewerbemuseum erscheint die Figur Christi. Ein typisches Stück vom Beginn des 16. Jahrhunderts hat Hans Burgkmair in Kaiser Maximilians Weiss- kunig verewigt.16 Auch C. A. Heideloffs 1852 veröffentlichte Skizzen lassen sich auf originale gotische Exemplare zurückführen. In diesen Skizzen finden sich die ersten gotisierenden Stühle und Schränke, die mit Geweihmotiven geschmückt sind. Das Motiv des Hirschgeweihs erscheint auch im 16. Jahrhundert häufig, aber am ehesten in der Wanddekoration. Zuerst zwischen 1520 und 1530 im Fresko des Stammbaums der Habsburger in einem Zimmer von Schloß Tratzberg in Tirol. Dort begegnet man nicht nur dem Geweih, sondern auch der zweidimensionalen Darstellung des Trägertieres, des Hirsch­kopfes. Ein weiterer Schritt führt seit etwa Mitte des 16. Jahrhunderts zur Darstellung des ganzen Tieres in Relief, und um 1600, in den Jahren 1599, 1601 und 1603, treten annähernd lebensgroße Stuckrehe mit wirk­lichem Geweih in drei Hohenlohe- Schlössern in Erscheinung (Schloß Neuen­stein, Schloß Weickersheim, Schloß Her­mersberg).17 Die Hirschdarstellung in der Bibliothek der Margarethe von Österreich, die einen Kamin schmückte, wurde 1524 so beschrieben: „Une teste de cerf avec ramure, estant au milieu du manteau de la che- mynee, a ung crucifix en chief.“ Diese 26

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