Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
Hilda HORVÁTH: Französisches Luxusparfüm - in einer einstigen Budapester Wohnung
seine Gattin, die diese zusammen mit vielen anderen Andenken der Familie sorgfältig aufbewahrte. Die Parfüms sind aber nicht unbedingt ein Bestandteil ihres Lebens geworden. Es ist bemerkenswert, daß diese Stücke bereits bei ihrer ursprünglichen Besitzerin eigentlich „museale Gegenstände“ waren. Die Fläschchen sind alle ungeöffnet, in einem Fall auch die Schatulle selbst. Niemand hat an diesen feinen Destillaten gerochen, niemand ist in die zauberhafte, magische Welt der Düfte untergetaucht - die zurückhaltende Kraft war vielleicht gerade die bürgerliche Nüchternheit. Es waren die Formen und die Farben, die die vorherrschende Rolle spielten; die Farbe der Parfüms, die in der Farbe der Sonne glänzten, und das meist feurige Kolorit der Schachteln. In einem Fall herrscht Weiß vor, aber im Weiß sind ja eigentlich alle Farben enthalten. Die durchsichtigen, kristallinen Flaschen suggerieren Reinheit und Schönheit. Der Papierüberzug der Schachteln ist meist Imitation von edleren Materialien, Leder oder Seide, sie sind fein anzutasten und vermitteln dadurch eine andere Welt, die Schönheit und die Vollkommenheit einer imaginären Welt. Das visuelle Gesamtbild selbst, die Harmonie der mit geometrischer Genauigkeit hervorragend konstruierten Packungen, der Aufschriften und der Fläschchen, bietet wiederum ein neues Erlebnis. Die Luxuspackungen sprechen also mehrere Sinne (Geruch, Tastsinn, Gesicht) an, obwohl das Geruch, das eben bei Parfüms primär sein sollte, hier völlig wegfiel. Diese Produkte müssen aber in ihrer Gesamtwirkung betrachtet werden, denn „selbst das beste Parfüm bliebe nur eine Flüssigkeit von angenehmem Geruch, wenn dadurch die Schöpfer der Parfümindustrie die mythologischen Kräfte in der Tiefe der Seele nicht in Bewegung setzen würden.“10 85