Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Ágnes PRÉKOPA: Die Anfänge der Disziplin Geschichte des Kunstgewerbes und die Geschmacksbildung

errichteten Stuttgarter Sammlung - bei der die didaktische Absicht selbst in ihrer Bezeichnung Vorbildersammlung zum Aus­druck gebracht wird - von 1906 an Gegen­beispiele zu sammeln begann, vor allem aus dem Bereich der damaligen Industrie­produkte. Ein wichtiger Vorläufer seines Vorhabens war die Ausstellung Exhibition of False Principles in Decoration im Museum for Practical Art and Science im Londoner Marlborough House im Jahr 1852.12 Die Pazaureksche Ausstellung Sammlung der Geschmacksverirrungen, aufgebaut im selben Raum wie die Vorbildersammlung, nach der gleichen Logik und als Antwort auf deren Exponate, wurde am 11. Februar 1909 eröffnet.13 Die Ausstellung weckte sowohl im Publikum als auch in der Presse großes Interesse. Aufgrund des Materials und der Erfahrungen dieser Ausstellung verfaßte Pazaurek sein 1912 veröffentlichtes Werk Guter und schlechter Geschmack im Kunst­Abb. 5. Klosterkirche von Schönthal mit zwei Kanzeln (Bildbeschriftung der Abb. 206., Pazaurek 1912) Abb. 6. Jacquard-Porträt in Jacquard-Webetechnik. Stuttgart, Landesgewerbemuseum (Bildbeschriftung der Abb. 72., Pazaurek 1912) gewerhe. Der Autor der zweipoligen Aus­stellung und des danach entstandenen Buches hatte über den Kitsch eine genauere und differenziertere Meinung als so manche spätere, viel zitierte Autoren14 - allerdings behandeln jene den Kitsch meist nur im all­gemeinen oder von einem theoretischen Gesichtspunkt aus.15 Pazaurek bietet ein über alle Erwartungen hinaus reiches und farbenreiches Bild über die Extremfälle der Geschmacksverirrung oder über die unter­schiedlichsten Arten der Entwurfsfehler. Der Verfasser bearbeitet die Gesichtspunkte der Bewertung von den konkreten Ge­genständen ausgehend auf induktivem Wege und klassifiziert den Bestand auf dieser Grundlage; er führt auch Beispiele aus Epochen vor dem 19. Jahrhundert an, dadurch wird seine Arbeit unter den Büchern über die Geschmacksverrenkungen einmalig. Nach einer Einleitung mit der Untersuchung der subjektiven und psycho­151

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