Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 24. (Budapest, 2006)
Melinda AL-RAVI-KŐVÁRI: Ein koptisches Textilfragment mit der Verkündigungsszene im Kunstgewerbemuseum Budapest und seine Stelle im Kreis der christologischen Zyklen
Damit wäre die Verwendung der Bilder in zwei Kontexten anzusiedeln: im magischen und christlichen. H. Maguire gibt keine weiteren koptischen Quellen zur Erklärung dieser These an. Die Szenen aus dem Leben Christi und Mariae waren sehr beliebt auf den Gewändern, wie z. B. Bischof Asterios von Amaseia ausführt: devise for themselves, their wives and children gay-colored dresses decorated with thousands of figures...when they come out in public dressed in this fashion, they appear like painted walls to those they meet...The more religious among rich men and women, having picked out the story of the Gospels, have handed it over to the weavers - I mean our Christ together with all his disciples, and each one of the miracles the way is related. You may see the wedding of Galilee with the water jars, the paralyc carrying his bed on his shoulders, the blind man healed by means of clay, the woman with an issue of blood seizing (Christ's) hem, the sinful woman falling at the feet of Jesus, Lazarus coming back to life from his tomb. In doing this they consider themselves to be religious and to be wearing garments that are pleasing to God. " 26 Auf dem berühmten Mosaik im Chor der Kirche San Vitale in Ravenna trägt die Kaiserin Theodora ein kostbares Purpurgewand, dessen Saumborte mit der Anbetung der drei Weisen geschmückt ist. 27 Theodora, die einen Kelch in den Händen hält und diesen Gott darbietet, entspricht in ihrer Geste den Weisen, die Jesus Geschenke darbringen. Unter diesem Blickwinkel ist die Funktion dieses Gewandes zu verstehen. Hier treffen sich liturgischer und persönlicher Gebrauch. Die meisten mit biblischen Szenen geschmückten Tuniken wurden für Kinder gefertigt; dieser Umstand spricht für seine besondere apotropäische Funktion. Die Wiederholung des gleichen Motivs auf einem Gewand war üblich, 28 wobei aber die doppelte Wiedergabe lediglich nur von einigen Szenen, wie die Anbetung der Weisen, die Geburt Christi und die Taufe, belegt ist. 29 Die Kleider waren mit biblischen Szenen dekoriert, um den Träger/die Trägerin nach Ansicht des Bischofs Asterios von Amaseia als gläubige Christen zu kennzeichnen. Hieraus ergibt sich eine Kombination mehrerer Funktionen in der persönlichen Anwendung: Schutzfunktion, Heilungskraft sowie Ausdruck der christlichen Gesinnung. Zur Verwendung der Gewänder im orientalischen und abendländischen Kulturkreis findet sich eine ausführliche Beschreibung im Werk von J. Braun und P. Oppenheim. 10 Da die koptische Kirche sehr stark an Traditionen gebunden war, müssen frühere Traditionen überliefert worden sein. „Aus der altkoptischen Kunst, der Zeit vor dem Arabereinfall, scheint sich kein liturgisches Kleidungsstück erhalten zu haben. Nur bei einem schmalen, mit Stickereien verzierten Streifen aus Achmim-Panopolis im KaiserFriedrich Museum, Berlin, kann man an die Verwendung als Manipel denken."' 1 W. F. Volbach weist auf die ikonographischen und stilistischen Ähnlichkeiten zwischen der Verkündigung aus Sancta Sanctorum in Rom und dem Berliner Stoff hin, die beide aus Antinoe stammen." 5. Christologische Zyklen auf Pilgerampullen, Armbändern und Ringen Schmuck (Armbänder, Ringe, Gemmen, Encolpien) spielt eine große Rolle in der magischen Anwendung der christlichen Zyklen. Byzantinische Ringe, die mit biblischen Szenenfolgen wie der Verkündigung, der Heimsuchung, der Geburt Christi, der Taufe, der Kreuzigung, der Auferstehung oder den Frauen am Grab geschmückt sind, wurden anläßlich der Eheschließung gefertigt. 11 So weist z.B. ein Ring in Washington folgende Szenen auf: die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt, die Einführung Christi in die Tempel, die Taufe, die Kreuzigung (Ecce Homo) und der Engel am Grab." (Abb. 10.) Die Symmetrie, die auf die Vereinigung verweist, spielt eine große Rolle in der Ikonographie der Ringe. Auf der linken Seite des Ringes sind die Szenen, die auf Christus verweisen, und auf der rechten Seite sind die