Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 22. (Budapest, 2003)

Éva CSEREY: Nachahmungen von Nürnberger Renaissanceofenkacheln

Prudentiadarstellung verzierte Ofenkachel ­ein bedeutendes Stück unserer Sammlung, das ebenfalls dem Geschenk von Gusztáv Magyar Mannheimer angehört - ansehen, von der vorhergehend bereits die Rede war (s. Abb. 3). Als weitere Schlußfolgerung gilt die Fest­stellung, daß die Kachelofennachahmung mit Passionsszenen, die sich im Besitz des Mu­seums für Angewandte Kunst Wien befindet, von der Nürnberger Firma C. W. Fleischmann (Tonwarenfabrik in Nürnberg) hergestellt wor­den ist. Aufgrund der übereinstimmenden Maße der einzelnen Kacheln und der überzeu­genden Analogien hinsichtlich der Ornamentik und der technischen Lösungen hat die gleiche Feststellung für die in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Budapest aufbe­wahrten, oben behandelten Stücke, für das Geschenk des bekannten Malers, Gültigkeit. Der andere häufige, renaissancezeitliche Kachelofentyp - an dessen Kacheln bedeu­tende Persönlichkeiten der Antike dargestellt sind - konnte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders beliebt gewesen sein. Was durch nichts besser beweisen werden kann, als durch die Tatsache, daß von dem diesem Typ zuzuordnenden imposanten Kachelofen des Försterhauses in Nürnberg beide oben angeführten Firmen Nachahmungen angefertigt hatten. Von der einen Illustration aus dem 19. Jahrhundert, die das beweist, war bereits die Rede, hier sei nun die andere Abbildung, die in dem bebilderten Katalog von Theodor Lunz vorkommt, angeführt (Abb. II). 29 In diesem Zusammenhang ist von beson­derem Interesse, daß in dem „Nürnberger Zimmer" des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg ebenfalls eine dort eingebaute Variante dieses Kachelofentyps steht. Ein umfangreicher Text informiert darüber, wer der Meister der Originalschöpfung war, wer die Modelle für die Kacheln angefertigt hat, und weiterhin, in welchem Gebäude der Stadt das Originalexemplar einst gestanden hat: „Ofen aus dem Haus Hauptmarkt 11, Nürnberg. Werk­statt G. Leupold, unter Verwendung der Mo­delle von G. Vest, vor 1638." Eine diskrete ergänzende Aufschrift informiert darüber, daß die „authentische Rekonstruktion" des attrak­tiven Ausstellungsobjektes in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts angefertigt worden ist. 30 Dem kann noch hinzugefügt werden, daß das die Aufmerksamkeit auf sich lenkende Stück des Nürnberger Museums im Aufbau, den Proportionen und noch andere Details be­treffend auffallende Ähnlichkeit mit dem großen Zierofen aufweist, der bis in jüngster Zeit im großen Saal des Storno-Hauses in Sopron (Ödenburg), im ersten Stock gestanden hat. 31 Selbst die dunkelbraune Glasur der Kacheln weist eine fast identische Farbwir­kung auf, das heißt, sie scheinen vermutlich gleicher Zusammensetzung zu sein. Es kann also kaum angezweifelt werden, daß beide Werke aus der Werkstatt der Nürnberger Firma Fleischmann stammen. Wie gesehen, wurden die von Gustav Ma­gyar Mannheimer dem Museum geschenkten Ofenkacheln zwar nicht im 16. Jahrhundert angefertigt, können jedoch als bedeutende gegenständliche Dokumente von historischem Wert betrachtet werden. In erster Linie da­durch, daß diese Nachahmungen nach Vor­bildern geschaffen wurden, die - infolge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg - ver­nichtet wurden. Zum anderen stammen sie aus einer - nun bereits auch schon zur historischen Vergangenheit gehörenden - Periode, deren Handwerksmeister, die im Besitz ausgezeich­neten technischen Rüstzeuges waren, beson­ders empfänglich für die Kunst und gegen­ständliche Kultur der Renaissance waren. (Übersetzt von Ursula Jákváry)

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