Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

Réka SEMSEY: Eine bislang unbekannte Arbeit von Wilhelm Jakob Seberth in Ungarn. Die Meßkleidgarnitur von Erzbischof József Batthyány in der Schatzkammer der Erzdiözese von Kalocsa

kirche von Salzburg stimmt so genau mit der Darstellung der Kasel von St. Ulrich überein, daß dies wahrscheinlich kein Zufall ist. 50 Die Verkündigung gehört einem sehr häufi­gen ikonographischen Typ an, so daß eine genaue Vorlage für die Vorderseite der Batthyá­ny-Kasel kaum auszumachen sein wird. Zahl­reiche barocke Kompositionen zeigen ähnliche Einzelheiten. Es wäre denkbar, daß die Kom­position der Verkündigung dieser Kasel auf­grund von mehreren Stichen konzipiert wurde und sich daher nicht auf eine unmittelbare Vorlage zurückführen läßt. Die Körperhaltung des Erzengels Gabriel ist bereits auf Peter Isseiburgs Stich der Verkündigung nach Mario Arconio ähnlich: Er schwebt über Maria im Wolkenkranz, umgeben von Cherubim. 51 Diese Komposition war auch unter den Augsburger Künstlern beliebt. Auch eine Zeichnung von Matthäus Gundelach zeigt zahlreiche verwand­te Züge, Maria kniet mit an die Brust gepreßten Händen an einem kleinen Tisch, der Erzengel Gabriel an der anderen Seite erscheint kniend. 52 Auch in den Darstellungen des ebenfalls Augs­burger Johann Bergmüllers gleichen Themas finden sich gewisse Ähnlichkeiten. 53 Unter den Augsburger Goldschmiedearbeiten gibt es ebenfalls Werke dieses Themas. 54 Der Einfluß Augsburger Werke ist an einer süddeutschen Klosterarbeit zu beobachten, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgeführt wurde. 55 Auch an manchen späteren Darstellungen der Verkündigung vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts lassen sich Bildlösungen entdecken, die der Stickerei der Vorderseite unserer Kasel nahestehen. 56 Paul Troger hat diese biblische Episode mehrmals gestaltet. 57 Für die gemeinsame Darstellung der Verkündi­gung und des Jesuskindes auf dem Globus, wie es auf der Kasel über der Architektur des Rahmens erscheint, konnte ich bis jetzt kein Beispiel finden. Die Gestaltung des Jesuskin­des erinnert an das Gnadenbild von Steyr. 58 Die Szene der Darbringung Jesu im Tempel an der Rückseite der Batthyány-Kasel ist ein häufig dargestelltes Bildthema, von dem zahl­reiche Varianten bekannt sind. 59 Eine Kom­position, die als Vorlage für Seberths Stickerei in Frage kommen könnte, habe ich nicht gefun­den, es wäre aber denkbar, daß er für seine Ar­beit mehrere grafische Blätter verwendete. An Darstellungen ähnlichen Charakters aus der Sammlung der Albertina wären Zeichnungen von Joseph Werner, Cosmas Damian Asam, Christian Wilhelm Dietrich und P. Norbert Baumgartner anzuführen. 60 Es handelt sich aus­nahmsweise um vielfigurige Kompositionen, die getreu den Bericht des Evangeliums befol­gen, aber die Handlung in einer anderen Phase festhalten. 61 In einem kleinen Andachtsbild des Augsburger Joseph Christ im Privatbesitz ist die Anordnung des Simeon mit dem Jesuskind und der knienden Maria ähnlich wie in der Komposition der Kasel, die übrigen Details weichen jedoch davon ab. 62 Der „Silberne Al­tar" im Freiburger Münster, ebenfalls eine Augsburger Arbeit, zeigt auch eine ähnliche Anordnung, allerdings ist die Szene in dieser Komposition vereinfacht: Simeon hält das Je­suskind über dem Altar, Maria kniet vor ihm. 63 Der Komposition der Kasel wirklich ähnliche Werke, die jedoch nicht die Darbringung Jesu darstellen, - Franz Leopold Schmittners Kup­ferstiche Aufopferung des Kindes Maria im Tempel und Darbringung des Kindes Maria ­finden sich im Breviárium Marianum der Wie­ner Ausgabe. 64 Paul Trogers Kupferstiche der Darbringimg im Tempel zeigen nicht die glei­che Anordnung, nur der Altar und das Vorhang­motiv rechts oben erinnern an Seberths Kom­position. 65 Zu den übrigen Darstellungen des oberen Teils der Rückseite, die das Thema der Dar­bringung ergänzen und organisch damit zusam­menhängen, benutzte der Meister mit Gewiß­heit mehrere Stichvorlagen oder sonstige Vor­bilder, er setzte diese Kompositionen aus ver­schiedenen Details zusammen. 66 Die Darstel­lung des Gotteslamms war sehr häufig in der Druckgrafik, in Gemälden, Altären und Sticke­reien sowie in figürlichen Filetstickereien. 67 Auch das genaue Vorbild der Gnadenstuhl­Darstellung läßt sich nicht bestimmen. Unter den Kupferstichen der Zeit stehen die Altarent­würfe unserer Stickerei am nächsten. 68 Die Vor­lagen zu den halbfigurigen Heiligenbildern

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