Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)
Ildikó PANDUR: Über vier unbekannte Goldschmiedearbeiten Lukas Neussers. Augsburger Kerzenleuchter mit dem Wappen Miklós Esterházys um 1630-1635
ILDIKÓ PANDÚR ÜBER VIER UNBEKANNTE GOLDSCHMIEDEARBEITEN LUKAS NEUSSERS AUGSBURGER KERZENLEUCHTER MIT DEM WAPPEN MIKLÓS ESTERHÁZYS UM 1630-1635 In der Sammlung von Goldschmiedearbeiten des Kunstgewerbemuseums in Budapest findet man etwa zweihundert, mit Augsburger Merkzeichen versehene Goldschmiedewerke, von denen die herausragendsten Stücke im Jahr 1984 in einer Ausstellung gezeigt worden sind 1 . Die bekanntesten unter ihnen gehören zum Bestand der ehemaligen Esterházy-Schatzkammer in Forchtenstein. Die Zahl der identifizierten Augsburger Kunstwerke hat sich neulich weiter erhöht. Es tauchten nämlich zwei Paar Kerzenleuchter im Laufe einer Auswahl zwecks Restaurierung auf (Abbildung 1), deren genaue Bestimmung wegen ihres beschädigten und stark beschmutzten Zustandes bis dahin behindert wurde, so dass sie bislang ausserhalb des Blickfeldes von Experten und Forschern geblieben sind. Diese beiden Paare von Altarleuchtern in unterschiedlicher Grösse kamen aus einer Budapester Privatsammlung in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums 2 . Beide haben die gleiche Ausgestaltung und den gleichen Aufbau, lediglich ihr Zustand ist verschieden (Abbildung 2). Der in drei Löwentatzen endende und aus einem flachen Volutenfuss ausgestaltete Sockel ist mit vergoldeten Aufsätzen geschmückt. Die Voluten tragen Blumengirlanden als Verzierung, der Oberteil der Füsse ist mit Puttobüsten mit Schwingen versehen, am Treffpunkt der drei Füsse wurden in die plastische Kartusche-Fläche mit punziertem Hintergrund ovale Medaillons mit gravierter Inschrift gefasst. Von den vergoldeten Medaillons sieht man an einem ein JesusMonogramm (IHS) mit Kreuz und drei Nägeln, am anderen eine Abkürzung aus dem Namen der Heiligen Jungfrau (MRA) ebenfalls mit Kreuz und einem mit Dolch durchbohrten Herz. In das dritte Medaillon wurde ein mit einer Krone geschmücktes Wappen eingraviert, das von einer mit Abzeichen versehenen Kette des Ordens vom Goldenen Vlies umgeben ist (Abbildung 3). Der aus dem tripusförmigen Sockel herauswachsende Schaft wurde aus einem prunkvasenförmigen, mit vergoldeten beschwingten Engelsköpfen verzierten Teil sowie aus einer Balusterform ausgestaltet, die mit drei grossen, vergoldeten Akanthusblättern bedeckt ist. Unter der Prunkvase und dem runden Behälter wird der Schaft von einer Reihe herausbiegender Palmettenblätter und drei Reihen emporstrebender Akanthusblätter umgeben. An der Seite der Ständer, die mit einer weit ausladenden Traufschale und einem Dorn versehen sind, sieht man drei vergoldete, beschwingte Engelköpfe mit einem Heiligenschein. Sämtliche Kerzenleuchter sind aus zum Teil vergoldetem Silber, aus Elementen hergestellt, die sich relativ leicht vervielfältigen lassen, und die von ihrem Meister auf einer Eisenstange (Stab) mit Schraubenlinienkopf angebracht wurden. Die einzelnen Stücke wurden (mit Ausnahme der gegossenen Balusterform) mit Hammertechnik herge-