Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

Ildikó PANDUR: Über vier unbekannte Goldschmiedearbeiten Lukas Neussers. Augsburger Kerzenleuchter mit dem Wappen Miklós Esterházys um 1630-1635

stellt. Die vergoldeten, meist gegossenen Zicrate sind durch Anschrauben (am balu­sterförmigen Schaft durch Nieten) befestigt. Dieser charakteristische Typ der Kerzen­leuchter, der sich im Laufe des 17. Jahr­hunderts herausgebildet hat 3 , erfreuete sich lange Zeit hindurch grosser Popularität, und zwar nicht nur im Kreise der Augsburger, sondern auch der Goldschmiedemeister anderer deutscher Städte. Nahe Analogien liefern dabei Altarleuchterpaare, die im Jahr 1663 in Würzburg, bzw. aus dem letzten Quartal des 17. Jahrhunderts vermutlich in Augsburg hergestellt worden waren und die im Jahr 1987 in der Kcrzenleuchteraus­stellung im Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main zur Schau gestellt wurden 4 . Weitere Augsburger Beispiele dieses Typs sind die Werke der Meister Gregor Leider (1651), Philipp Saler (um 1665) und Erhard II. Warnberger (1695­1700); diese wappengeschmückten Altar­leuchter, die etwas höher sind als die Bu­dapester Stücke, sind im kirchlichen Besitz erhalten geblieben (Michaelbeuren, Bene­diktinerabtei; Innsbruck, Hofkirche; Meß­kirch, Pfarrkirche St. Martin) 5 . Der Zustand der Budapester Stücke weist darauf hin, dass sie häufig im Brauch gewesen sind. Die Vergoldung der die Balu­sterform umgebenden drei Akanthusblätter ist besonders matt geworden, zumal dieser Teil des Stückes dem jeweiligen Griff preisgegeben war, da man den Leuchter hier in die Hand zu nehmen pflegte. Neben winzigen Mängeln entdeckt man auch Spu­ren einfacher Verbesserungen. Das wappen­geschmückte Medaillon eines Stückes von geringerer Grösse ist verlorengegangen. Die Merkzeichen an den beiden Kerzen­leuchterpaaren lassen sich — ungeachtet ihres unklaren Zustandes — trotzdem ent­ziffern. Innerhalb der Traufschalen, bzw. ­am grösseren Paar — unter einem der ovalen Medaillons lässt sich neben dem zwischen den Jahren 1630 und 1635 verwendeten Augsburger Merkzeichen 6 das Meisterzei­chen Lukas Neussers mit dem „LN" Mo­nogramm 7 (Abbildung 4) identifizieren. Der Name von Lukas Neusser (in der früheren Literatur mit der Namensvariante Lucas Neißcr 8 ) ist jenen Forschern, die sich mit der Goldschmiedekunst der Ausgburger Meister beschäftigen, nicht unbekannt. Nach der spärlichen Anzahl der Daten über seinen Lebenslauf wurde der Goldschmied mit evangelischem Glaubensbekenntnis um 1618 Meister. In demselben Jahr heiratete er, im Jahr 1657 starb er. Über sein Schaf­fen, das sich auf fast vier Jahrzehnte erst­reckte, können wir uns zur Zeit anhand von fünf identifizierten Ensembles von Kunst­gegenständen (1-5) ein Bild verschaffen. [Vermutlich spielt auch diese Tatsache eine Rolle darin, dass er nicht zu den bekann­testen und bedeutsamsten Augsburger Meis­tern gehört, obgleich neunzehn seiner Prunkschüsseln in das Moskauer Kreml­Museum (in dessen Rüstkammer) gelang­ten . D iese zum Teil vergoldeten Silber­werke entstanden zwischen den Jahren 1645 und 1650.] Eine Prunkschüssel mit den Szenen aus der Geschichte Mucius Scaevolas, die zwischen den Jahren 1655 und 1657 ent­standen ist, sowie eine Kanne (1) befinden sich im Stuttgarter Württembergischen Landesmuseum 1 . Infolge ihres Alters und Typs können jene zwei Paar, zum Teil vergoldete, zwischen den Jahren 1630 und 1635 angefertigte Altarlcuchter (2), die in der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Passau aulbewahrt werden , eine besonders wich­tige Analogie zu den bereits beschriebenen Stücken des Budapester Kunstgewerbe­museums darstellen (Abbildung 5.). Auf dieselbe Zeit wird die Anfertigung jenes ebenfalls zum Teil vergoldeten Altarkreuzes und jener sechs Altarleuchter (3) gelegt, die sich im Besitz von St. Andreas in Düssel­dorf befinden 12 . Alter und Grösse der drei Paar Kerzenleuchter (ihre Höhe beträgt 63,5, 56,8 und 50,5 cm) sind denen der Budapester Stücke ähnlich. Gleichzeitig mit

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