Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 19. (Budapest, 2000)

Emőke LÁSZLÓ: Maria Christin a Staretins Stickmusterzeichnungen aus 1697

stigen Arbeiten der angewandten Kunst von erheblicher Bedeutung, die aus Europa, vor allem aber aus Italien importiert worden waren 5 . Viel weniger wissen wir aber darüber, ob denn die westeuropäischen (hautpsächlich italienischen und deutschen) Netz-, Spitzen­und Stickmusterbücher, die vom 16. Jahr­hundert an zwei Jahrhunderte hindurch in grosser Zahl erschienen waren, in den Bib­liotheken und im Haushalt der Adeligen und der Aristokratie aufzufinden waren. Solche Bücher werden nämlich sehr selten erwähnt, die die erwähnten Motive vermutlich ent­halten haben werden. So fand man zum Bei­spiel im Jahr 1670 unter dem beweglichen Gut des Grafen Imre Balassa im Burg Di­vény ein „Mit Vögeln und Blumen be­bildertes weisses Buch" 6 , im Jahr 1688 unter dem in der Burg Munkács erhalten gebliebenen beweglichen Gut der Waisen von Rákóczi fünf Bücher „in denen es Muster gibt" 7 . Ob aber diese Musterbücher mit Holzschnitten, oder später mit Kupfer­stichen versehen waren, oder aber mit der Hand gezeichnet wurden, und ob die in ihnen enthaltenen Muster zu Stickereien entworfen wurden, darüber besitzen wir keine näheren Angaben. Unter den Textil­musterbüchern kann die Spur einzig allein jener Musterbücher verfolgt werden, die noch am meisten den westeuropäischen Stil nachahmen und zu Netzstickereien angefer­tigt worden sind. In der in Radnót zu fin­denden Bibliothek der Fürstin Anna Bor­nemissza, der Gemahlin des Fürsten von Siebenbürgen, Mihály I. Apafi, fand man ein „Buch mit Netzstickerei" 8 , Kata Árva Pekry bat in einem im Jahr 1725 an Klára Kajali geschriebenen Brief die Adressatin, sie „möge auf ihr Netzbuch nicht ver­gessen..." 9 . Es ist indes wahrscheinlich, dass diese Musterbücher, vor allem aber ihre mit freier Hand gezeichneten Kopien und Varianten nicht so sehr in Bibliotheken und an den Höfen zu finden waren, sondern im Besitz der Näherinnen oder der für sie arbeitenden Designer. Vielleicht konnte das Musterbüchleich der Maria Christina Star­etin auf diese Weise im Besitz der Familie erhalten geblieben sein, um dann Jahrhun­derte später verkauft zu werden. Das erste Blatt des Musterbuches (Abbil­dung 2) ist eine wellenlinienförmige Ran­kenwerkzeichnung, die Ranken, die eine lie­gende S-Form darstellen, sind ineinander verwoben, winzige Blätter, Knospen und Rosetten mit vier Kelchblättern erscheinen auf ihnen. Auf den beiden letzten Rand­mustern nehmen die mit Schlingen gesch­mückten Ranken vom Mittelpunkt des Ran­des ihren Ausgang und werden durch je eine Rosette mit vier Kelchblättern unterbrochen. Ihre verschiedenen Varianten sind in dem im Jahr 1527 erschienenen und auch seither mehrmals herausgegebenen Musterbuch Christian Egenolffs 10 zu finden (Abbildung 3), ähnliche wellenförmige Ranken werden zwecks Vorbereitung zur Stickerei auf dem Musterbuch Paganinos gezeichnet" (Abbil­dung 4). Auf dem zweiten Blatt (Abbildung 5) sind die Blätter der wellenförmigen Ran­ken, die oft in Schneckenlilien zurück­gebogen sind, bereits gleichmässig aus­gefüllt, und neben den Rosetten erscheinen zwei andere Blumen, die Türkenbundlilie und die Akanthusblume, die auch auf Stickereien in Siebenbürgen oft zu erkennen sind 1 ' (Abbildung 6, 8). Letztere kam von den venezianischen Skulpturen auf die geschnitzten und gemalten ornamentalen Verzierungen, und wurde im 17. Jahr­hundert auch bei den Stickereien ange­wendet 13 . Das dritte Blatt steht im Zeichen von „Blattblumen", Granatäpfeln und einem Rankenwerk, das mitunter ein ringartiges Geflecht zeigt (Abbildung 7). Die sti­lisierten Blätter, die venezianischer Her­kunft sind, am ehesten mit Rebenblättern verglichen werden können und aus einem Rankenwerk hervorgehen, erschienen be­reits im letzten Quartal des 15. Jahrhunderts in der Ornamentik, später werden sie auch von Paganino in seinem Musterbuch aus

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