Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 16. (Budapest, 1997)
LÁSZLÓ Emőke: Skófiummal hímzett nyeregtakarók és pisztolytok a 17. századból
dete man in Ungarn, wie bereits erwähnt, oft ein Muster aus abgesteppten Metallfäden. Eine solche Pistolentasche schenkte der Khan der Krimtataren dem schwedischen König Karl XI. oder XII., 35 und mit einer ähnlichen Technik gefertigte Satteldecken, die man für tatarische oder türkische Arbeiten hält, werden auch in ungarischen Sammlungen aufbewahrt. Diesen östlichen Einfluß spiegeln auch ungarische Arbeiten wider deren Entstehungsort gerade aufgrund des ständigen Kontakts mit den östlichen Reichen in Siebenbürgen zu suchen ist —, die sich jedoch wesentlich von ihren östlichen Vorbildern unterscheiden. Im Gegensatz zu deren Steifheit sind ihre Linien weicher, ihre Blumen abwechslungsreicher und detaillierter ausgearbeitet - sozusagen naturalistischer - und zeugen auf jeden Fall von einer größeren individuellen Phantasie. Die Pistolentasche wird in den EsterházyInventaren erstmals 1696 erwähnt: Armarium Sub: Num: 104 et 105. 4. Unum parThecarum pro Pistoletis conservandis totaliter aureo et argenteo obductum nec non pedis et lapidibus Tyrkesys affabre exornatum". 36 Interessant ist, daß sie im Inventar von 1725 nicht genannt wird, 1858 erneut registriert wurde und damals auch ihr Gegenstück noch vorhanden war - sogar bis zur historischen Ausstellung im Jahre 1886. 37 Die Satteldecke „mit Löwen" (Bild 9) im Museum für Kunstgewerbe ist ebenfalls eine Stickerei mit Silber- und vergoldetem Silberfaden auf Leinen. Die äußere Einrahmung besteht aus Seidenstoff in Atlasweberei, die Stickereien aus vergoldetem Silberfaden sind mit schwarzen Glasperlen verziert. 38 In der Mitte der Schabracke befindet sich ein symmetrisches Muster: zwischen den S-förmigen Ranken zu beiden Seiten, die in der Mitte einen Lebensbaum mit Tulpe bilden, einander gegenüber zwei bekrönte aufgebäumte Löwen mit zweigeteiltem Schwanz. Die innere und die äußere Einrahmung sind jeweils mit Ranken und Blumen verziert, allerdings in verschiedenen Stilen. Die Satteldecke hat keine zum Durchziehen des Schweifriemens dienende Öffnung, diese befand sich - ähnlich wie bei der als erste beschriebenen Schabracke - wahrscheinlich an der Verlängerung des Futters, die unter den Sattel kam. Der Macht und Stärke verkörpernde Löwe war sowohl in der antiken als auch in der christlichen Kunst als positives wie negatives Symbol sehr verbreitet. Bei den Pferdegeschirren wurde er mit der Renaissance, besonders aber im 17. Jahrhundert, zu einem wichtigen Ziermotiv mit symbolischer Bedeutung. Der bekrönte aufgebäumte, im Profil dargestellte Löwe mit zweigeteiltem Schwanz, wurde als „tschechischer Löwe" bekannt. Darstellungen von ihm sind in Ungarn bis aus der Zeit König Sigismunds erhalten. Ein völlig unversehrt erhaltenes Beispiel für die bestickten Pferdegeschirre „mit Löwe" ist dasjenige, mit dem der schwedische König Karl Gustav V. beigesetzt wurde, von 1660. 39 Obwohl die Blumen- und Blättermotive sehr unterschiedliche Stile aufweisen - bei den schwedischen Stickereien einen naturalistischeren, bei der ungarischen Satteldecke einen stark stilisierten, östlichen Charakter -, läßt sich die Darstellung der Löwen, ja sogar die Ausarbeitung der Stickerei (z. B. am Oberkörper die Fransenstickerei der Mähne) offensichtlich auf ein gemeinsames, in den westlichen Stickerei Werkstätten allgemein gebräuchliches Vorbild zurückführen. Bei den ungarischen Stickereien aus dem 17. Jahrhundert sind Tierdarstellungen sehr selten. Abgesehen von einem Sattel mit Wappen und eine ebenfalls aus der Esterházy-Sammlung stammenden Sattel 40 finden sich Löwendarstellungen auf Leinenstickereien. Aus dem ehemaligen ungarischen Königreich, also aus einem Gebiet, das engere Kontakte zu den westlichen Verbreitungsgebieten der Stickerei hatte, ist ein Tuch aus dem 17. Jahrhundert erhalten, auf dessen Saum sich Blumen und bekrönte Löwen mit Quastenschwanz abwechseln. 41 Später, im 18. Jahrhundert, erschien das Löwenmotiv auch auf den volkstümlichen Stickereien. Auf der aus dem Christlichen Museum zu Esztergom stammenden Laken-