Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból
wurde Meister Petzolt vom Nürnberger Stadtrat bezahlt, folglich wird ihn diese Körperschaft 1612 beauftragt haben. Weitere Details konnte aber die bisherige Forschung nicht klären. Für wen wurde das Werk gefertigt, wem wollte der Nürnberger Stadtrat diesen ausserordentlich imposanten Pokal schenken? Bislang lag die Antwort auf diese Frage im Dunkel. Angesichts des besonderen künstlerischen und materiellen Werts dieses Kunstgegenstandes, ferner dessen Anfertigungsjahres schien zwar eine Annahme nicht unberechtigt gewesen zu sein. Nämlich die Annahme dessen, dass die Ratsherren des Stadtstaates Matthias huldigen wollten, der in diesem Jahr zum Kaiser gekrönt worden war, um auf diese Weise, mit der Übergabe des Pokals, sozusagen greifbar ihre treue Untertänigkeit zu demonstrieren. Allerdings wurde diese Hypothese, trotz ihres einleuchtenden logischen Charakters, in der Fachliteratur bisher noch nicht formuliert. Die Behutsamkeit der Forscher ist verständlich. Die bekannten und berücksichtigten Fakten und Tatsachen schienen die Annahme nicht zu bestätigen, im Gegenteil, eher zu widerlegen. Nach seiner Krönung traf Matthias aus Frankfurt kommend, in Nürnberg ein und die Patrizier der Stadt schenkten ihm tatsächlich ein der Gelegenheit passendes, wertvolles Goldschmiedewerk. Doch ist dieser Pokal, von dem eine zeitgenössische Zeichnung im Nürnberger Staatsarchiv zu finden ist, mit unserem Gegenstand nicht identisch. 7 In jenen Inventaren, die über die Schatzkammer der Habsburgerherrscher zur Zeit Matthias' und seiner Nachfolger gemacht worden waren, ist keine Eintragung zu finden, die sich mit diesem Werk Hans Petzolts identifiziert werden könnte. Nun schien also das Problem, die Frage der ursprünglichen „Bestimmung" des Werkes, auf einem toten Punkt angelangt zu sein. Im Prinzip können derlei Fragen nur auf eine einzige Weise behandelt werden. Bis keine andere, neue Angabe auftaucht, kann der Forscher einzig allein vom Werk selbst, von dessen ausführlicher Analyse ausgehend, gewisse Schlussfolgerungen ziehen; er wird es versuchen, aufgrund der vorhandenen Angaben, eingedenk all ihrer Mangelhaftigkeit, eine Hypothese aufzustellen, die mehr oder minder annehmbar ist. Was die wichtigeren Motive des PetzoltPokals, den Gegenstand seiner Darstellungen, den Inhalt seiner Inschriften, ihre „Botschaft" anbelangt, so werden sie nachstehend ausführlich behandelt. Es lässt sich aber bereits feststellen, dass es unzweideutig ein Herrscher der Zeit gewesen sein muss, für den dieser Pokal gefertigt worden ist. Allerdings ist der Kreis der „gekrönten Häupter" ziemlich breit, doch in Kenntnis der historischen Umstände und der politischen Situation kann vieles, d. h. können viele Personen ausser acht gelassen werden. Aufs erste scheint es möglich zu sein, dass der Nürnberger Stadtrat einen der Unionsfürsten zu Bündniszwecken für sich zu gewinnen trachtete. Nach dem im Januar 1612 erfolgten Tod Rudolfs II. schwebte aber der Nürnberger Politik nicht dieses Ziel vor, im Gegenteil, ihre diplomatischen Schritte zeugen von der Absicht, König Matthias, der am 13. Juni in der Tat auf den Thron gelangte, des Beistands und der Treue der Stadt zu versichern. Hier, an diesem Punkt stellt sich die spannende Frage, on denn die auf der Hand liegende und äusserst wahrscheinlich geltende Annahme von den bisher gekannten Fakten und Angaben widerlegt werden, oder ob denn diese Hypothese sich mit ihnen vereinbaren lässt. Im Zusammenhang mit diesem Problem lohnt es sich auf einen Grundsatz jeglicher historischen bzw. philologischen Forschung hinzuweisen. Darauf nämlich, dass die bisher gekannten Fakten und die Folgerungen, die aus ihnen gezogen werden können, keinesfalls stets für definitiv und unumstösslich gelten. Denn neu auftauchende Angaben führen zu einem detaillierteren, mitunter auch modifizierten Bild und beleuchten