Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
Joachim Szvetnik (1927-1988)
in die Esterházy-Sammlung, darunter zwei Prunkpokale, auf dem einen sieht man das Wappen des Königs János Szapolyai (reg. : 1526-1540), der andere soll der Tradition nach einst König Matthias Corvinus (reg. : 1458-1490) gehört haben, ferner ein Siegelring aus Gold mit dem Wappen der Familie Báthory. Aufgrund dieser Werke und benannter historischer Erörterungen lässt sich also feststellen, dass der EsterházySchatz solche Kunstwerke aufweist, die einen schier unermesslichen Wert bezüglich der nationalen Vergangenheit besitzen. Das Wissen und die Bewusstmachung dieser Tatsachen fällt für Joachim Szvetnik in zeitlicher Hinsicht mehr oder minder mit der Anfertigung der Diplomarbeit und dem Abschluss seiner Hochschulstudien zusammen. Seine Ambitionen gehen mit einer Art Sendungsbewusstsein einher. Das bezeugt, auf sonderbare Weise, auch seine Diplomarbeit, indem er zwei lebensgrosse vollrunde Porträts aus getriebener Kupferplatte machte. Diese besonders schwierige Aufgabe, die ein bravouröses Können verlangt, stellte für ihn eine grosse Herausforderung dar, eignete sich aber zugleich auch dazu, sich selbst sowie die zuständigen Museumsfachleute von seinen herausragenden Fähigkeiten zu überzeugen. Im August 1957 wurde Joachim Szvetnik Restaurator für Goldschmiedearbeiten im Museum für Kunstgewerbe. Zunächst wurde er mit der Anfertigung von Kopien einzelner Kunstwerkbestandteile aus verschiedenen Kunstepochen beauftragt. Da er diesen Aufträgen vorbildlich entsprochen hatte, kam im Frühjahr 1958 der Augenblick, nach dem er sich ja so lange gesehnt hat, die Restaurierung des „Triumphes des Bacchus" von Abraham Drentwett aus Augsburg um 1660. Diese Komposition, ein seltsamer, drachenförmiger Prunkwagen mit drei, detailliert geschnitzten Elfenbeinfiguren sowie einem raffiniert gefertigten Ornament aus Edelsteinen und Emailarbeit stellt eine Kunstwerk dar, dessen Herstellung kühne Phantasie und die profunde Kenntnis der Eigenschaften der verschiedenen Materialien sowie ihrer Bearbeitungsmöglichkeiten voraussetzte. Sie alle stehen Joachim Szvetnik zu Gebote: im Besitz einer einfallsreichen Formgebung und hoher Virtuosität würde es ihm keine Sorge bereiten, das Werk geistreich umstilisiert neuzuschaffen. Er könnte es tun, und insgeheim fühlt er auch eine Veranlassung dazu. Doch ebensosehr ist er davon überzeugt, dass es eine grössere Herausforderung für ihn gibt, nämlich das Werk im Originalzustand wiederherzustellen. Er sieht sich vor diese Aufgabe gestellt und nun soll er sie ausführen und bewältigen. Ein grundlegendes Kriterium dieser Tätigkeit und der beste Maßstab ihres Gelingens ist die historische Authentizität. Mithin ist also unerlässlich, jene Archivaufnahmen mitsamt der detaillierten Schilderung des Kunstwerkes zu besitzen, ferner die ausführlichen Beschreibungen über das Werk zu kennen, dien den unversehrten Originalzustand dokumentieren. Sie alle müssen vom Restaurator weitgehend berücksichtigt werden. Im Laufe des Herstellungsprozesses darf er sich seiner eigenen Phantasie nicht überlassen, selbst wenn sie noch so einfallsreich und originell ist. Um das zu vermeiden, bleibt ihm nur ein einziger Weg: für jeden einzelnen Bestandteil und jedes einzelne Fragment die entsprechende Methode zu finden, mit deren Hilfe sich der Originalzustand wiedergewinnen lässt. Die Restaurierung des „Triumphes des Bacchus" erfordert von der Zerlegung der zertrümmerten Bestandteile bis zur Applikation der letzten emailverzierten Rosette, fast eine einjährige Arbeit. Auch die späteren Aufgaben und Aufträge Joachim Szvetniks waren in ähnlicher Weise zeitaufwendig. Von seinen bravourösen Leistungen müssen wir zwei, eine Prunkschüssel von imposanter Grösse sowie einen mit Bergmannsfiguren und den Arbeitsprozessen der Bergmannsleute verzierten Pokal hervorheben. Beide sind ungemein wichtige,