Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
Joachim Szvetnik (1927-1988)
in ihrer Gattung eine Sonderstellung verdienende und in gewisser Hinsicht auch kuriose Werke. Die Schüssel, eine aus 1654 stammende Arbeit des Augsbruger Goldschmieds Philipp Jakob Drentwett, stellt eine bewegte Schlachtszene dar, die, abweichend von der grossen Mehrheit der analogen Denkmäler dieses Gegenstandstyps im 17. Jahrhundert ihr Thema nicht von der antiken Geschichte nimmt, sondern ein zeitgenössisches historisches Ereignis verewigt. Dabei handelt es sich um die am 26. August 1652 stattgefundene Schlacht bei Vezekény sowie um die künstlerische Verewigung der Erinnerung an den in der Schlacht ums Leben gekommenen László Esterházy. Im Mittelpunkt der Szene auf dem Relief sieht man den vom Pferd stürzenden jungen Helden, der noch mit letzter Kraft gegen die Übermacht des Feindes kämpft; und so hat man wahrlich eine Art Apotheose vor sich und auf diese Weise wird die Familie Esterházy bzw. in einem umfassenderen Sinn die Opferbereitschaft und die Vaterlandsliebe der ungarischen Stände zu einem einzigartigen künstlerischen Dokument. Fast gleichaltrig mit der sog. „Schüssel von Vezekény" ist jener vier Jahre ältere und ebenfalls mit Reliefs und gegossenen Figuren verzierte Pokal, die Arbeit eines bis heute unbekannten Meisters aus Schemnitz aus 1650, zu dessen künstlerischem Wert ausser der meisterhaften Bearbeitung auch die daran angebrachten seltenen und besonderen Mineralien beitragen. Über den Zustand beider Kunstwerke heisst es im Register aus 1949 kurz und bündig folgendes : „Zu 99% zertrümmert". Betrachtet man die Fotos über den damaligen Zustand, schnürt einem der Anblick auch heute die Kehle zu. Zugleich begreift man aber auch, welch entschlossener Wille und was für eine Tatkraft vom Restaurator verlangt werden, um sich ans Werk zu machen und aus den beiden Trümmerhaufen die Originalpracht beiden Kunstgegenstände wiederherzustellen. Später, nachdem Jahre und Jahrzehnte verstrichen waren, stellten zahlreiche Kollegen, Experten und interessierte Laien Joachim Szvetnik die Frage, was er wohl seinerzeit empfunden haben mochte, als er - das Werkzeug in der Hand - vor diese Fragmente trat und den ersten Griff tat. Nun, es wäre ihm ein leichtes gewesen, eine übermütige Antwort zu geben, sich auf einen wohl überlegten, ausführlichen Arbeitsprozess zu berufen, sich hinter seinem - tatsächlich vorhandenen Talent, Können und seiner künstlerischen Intuition zu verbergen und sich damit zu trösten, er kenne und wisse bereits sämtliche Phasen seiner Arbeit. Indes, die Antwort Joachim Szvetniks klang anders, indem er mit einer sarkastischen Selbstironie von der Tollkühnheit eines Kurpfuschers sprach. Denn er wusste genau, dass vorgefasste Konzeptionen, ausführlicher Arbeitsplan, spezielles Werkzeug notwendig, doch bei weitem nicht ausreichend sind, um mit ihrer Hilfe sein Unternehmen zum Erfolg zu führen. Wie er auch darüber im klaren war, dass im Laufe des Restaurierungsprozesses, der Wiederherstellung der zertrümmerten, amorphen Bestandteile das Risiko der Restaurierung nur noch gesteigert wird. Bei der Einstellung der Spannvorrichtung, der Fixierung spezialer Holzformen und dem Auswählen der Richtung und der Winkel der Hammerschläge eine Millimeterarbeit vonnöten ist, da widrigenfalls die Arbeit im voraus zum Scheitern verurteilt ist. Wie man auch im voraus nicht wissen kann, wie die verschiedenen Einzel- und Bestandteile des zu bearbeitenden Materials auf die notwendige Wärmebehandlung reagieren würden. All das kann höchstens geahnt werden, doch von einem präzisen Wissen kann keinesfalls die Rede sein, da im Laufe des Restaurierungsprozessen allein eine Routinearbeit nicht in Frage kommt, es gibt vielmehr eine Anzahl kritischer Phasen, mit ständig neuen und unerwarteten Schwierigkeiten. Die ersten Griffe und Operationen waren freilich selbstverständlich spannend und vielversprechend, wie auch die ersten Tei-