Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)

PEKÁR, Zsuzsa: Creussener Gefässe im Museum für Kunstgewerbe

zu sehen ist. Die blaue Grundfarbe des Mittelfeldes wurde so dick aufgetragen, dass die Wandung ganz glatt erscheint. Die Zinnmontierung sowie der starke Fussring aus Zinn, zeigen kein Merkmal. Das Gefäss ist in einem sehr guten Zu­stand. Die Bemalung wirkt primitiv und klecksig, ebenso wie auf dem Apostelhum­pen Inv.-Nr:4815. Es sind serienartig her­gestellte Gefässe für Marktzwecke. Die Jahreszahl konnte dem Wunsch des Käu­fers entsprechend angebracht werden. Die Begleitmotive des Humpens sind allgemein bekannt; Salvator erscheint in derselben Haltung, mit denselben Attributen und derselben Kleidung wie in der gleichzeiti­gen Glasmalerei. Es ist ein interessanter Zufall, dass die Apostelfiguren auf beiden Gefässen die gleichen sind, nur stehen sie nicht in der­selben Reihe, ihre Bekleidung ist in an­deren Farben gehalten. Die Löwenmaske und die Blattzungen am Henkel sind in Form und Farbe die gleichen. Die gelblich­graue Farbe der ungewohnt grossen Trenn­scheibenspur oder des Brandfleckes zeigen auch auf die gleiche Arbeitsweise. Doch diese Analogien beweisen noch immer nicht eindeutig, dass beide Gefässe aus einer Werkstatt stammen — da es unzählige ähnliche Gefässe gibt —, sie deuten nur auf eine gewisse Wahrscheinlichkeit hin. Wenn wir aber die Meister beider Gefässe nach den Jahreszahlen feststellen wollen, so könnten die folgenden Meister in Frage kommen: Lorenz Speckner (f 1669), Baltha­sar Seiler (tl675), Leonhardt Schmidt (11665), Johann Hans Schmidt (fl673), Hans Dietrich Schmidt (fl719). Dem Lo­renz Speckner zugeschriebenen Arbeiten sind jedoch von viel höherer Qualität; Bal­thasar Seiler schnitt seine Apostel-Model selber. Der von ihm stammende Model des Jacob Maior ist in einem ganz anderen Stil verfasst. 61 Seine Apostelfigur ist ge­drungen, realistisch, steht in engster Ver­wandtschaft mit den Apostelfiguren die auf zwei Nürnberger Zinntellern in Relief­guss zu sehen sind, welche von Paulus Oham (Meister von (1634—1671) und Ull­rich Appel (Meister von 1659—1707) stam­men. 62 Es bleibt daher nur die Werkstatt Schmidt, auf welche die beiden Gefässe zurückzuführen sind. Doch die flüchtige Ausführung entspricht nicht den Arbeiten des Leonhardt Schmidts, der einer der äl­testen Creussener Meister war. Das Gefäss mit der Jahreszahl 1660 kann eher seinem Sohn, Johann Hans Schmidt, der Humpen mit der Datierung 1773 schon seinem En­kel, Hans Dietrich zugesprochen werden, von dem wir wissen, dass er die alten Model nachgeschnitten hat und serienweise braune sowie bunte Gefässe auf den Markt brachte. Es ist ein ungelöstes Problem, ob die Töpfer die Model der alten Meister nach­geahmt oder dieselben Model im Handel erworben haben. Eines steht jedenfalls fest, dass die Apostelfiguren der beiden Hum­pen auf dieselben Vorlagen zurückzuführen sind. Der Model des S. Andreas von Caspar Vest, der des Salvators 63 und des S. Mat­thäus 64 von Hans Wagner, die Jacob Minor­Figur 65 und S. Bartholomäus wahrschein­lich von Hans Schwartz, zeigen alle die­selbe Haltung wie die Apostel auf den Humpen von Budapest. Es gibt im 16—17. Jahrhundert für Form sowie Dekor noch kein Urheber­recht, und wenn auch die Zunftregeln aus­sagten, dass die Meister ihre Formen selber schneiden müssen, das bedeutet nicht, dass sie nicht dieselben Vorlagen benützen konnten. Motive und Bilder der Künstler waren Gemeingut, denen sich die Hand­werker frei bedienten, da sie im Handel zu erwerben waren. Dass Zinngiesser und 50

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