Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)
E. NAGY, Katalin: Die Tracht eines vornehmen ungarischen Mädchens aus dem 16. Jahrhundert (Restaurierung und Rekonstruktion des Boldvaer Fundes)
PRINZIP UND ARBEITSPHASEN DER RESTAURIERUNG Bei der Wiederherstellung des Fundkomplexes habe ich keine, ausser den Traggerüsten — welche bloss statische Rolle spielten — anderweitige Ergänzungen verwendet. Ich restaurierte die Schnürbrust (mit vermutlichem Schnitt), die Schürze und den Schleier nicht, habe nur die rettbaren Verzierungen dieser fixiert. Diese Stickereibruchstücke, die ich vorläufig der Form nach nicht zusammenstellen konnte, habe ich nur technisch aufgearbeitet. (Ausnahme bildet die Restaurierung der Párta, wobei ich mich nicht völlig an das obigen Restaurierungsprinzip gehalten hatte.) Die meisten echten Perlen habe ich ergänzt — in den Abständen der Stickereien und auch auf den Agraffen — deren Stelle sicher und deren Ersetzung aus ästhetischen Gründen wichtig war. In der Dokumentation setzte ich die Ergänzungsstellen fest. Futtermaterial Zu der Atlasseide des Mädchenkleides identische oder ähnliche Textilien sind in Ungarn nicht zu bekommen, deswegen habe ich ein gleichgewebtes, doch mit dem Stoffgrund aus Viskosewolle hergestelltes Material gewählt, in der Hoffnung, dass man nachträglich den starken Glanz des Stoffes mattieren könne. Die Mattierungsprobe wurde im Forschungsinstitut für Textilwesen verrichtet dem folgenden Rezept nach: 300 g/1 Printixweiss WP Paste Auf 25 C° Mattierung 5 Minuten lang Auf 60 C° Trocknen Auf 140 C° Kondensierung 4 Minuten lang. Das mattierte Musterstück habe ich mit direktem Farbstoff gefärbt. Nach dem Trocknen wurde der Stoff wieder glänzend. Die Arbeitsphase in verkehrter Reihenfolge verrichtend, hat sich die Farbe geändert. Ich musste also von der Mattierung der Oberfläche Abstand nehmen. Auch von den im Handel ankaufbaren anderen, aus synthetischen Fäden hergestellten Atlassen, habe ich um Muster gebeten, ein Teil dieser war aber unfärbbar, oder war die Dicke dieser dem Ziel nicht entsprechend. Letztenendes verwendete ich die Kehrseite des Viskoseatlasses, denn die Dicke dieser zu dem originellen Seidenatlas am nächsten stand, und war auch leicht zu färben. Das Samtband ist mit Viskoseband, die Netzeinlagen mit reinseidener Krepplin, die Manschetten mit Krettone, der Schleier mit echter Seide gefüttert worden. Zur Zusammenstellung verbrauchter Zwirn bestand aus ca. 300 Seidenfäden. Die Viskosestoffe habe ich mit Direktfarbstoffen, die Seidenstoffe mit säurehältigen Farbstoffen gefärbt. Die Fixierung der Farbstoffe geschah durch Colorfix. Bei der Färbung des Viskoseatlasses habe ich so einen Farbton gewählt, der zu den originellen Farben: lila, lilabraun, braun und gelbbraun zugleich passend war. Arbeitsphase der Restaurierung der Schnürbrust (Abb. 38—41.) Zuschnitt des Futterstoffes. Aufeinanderlegen und Heften des originellen und des Tragstoffes. Befestigung der zusammengehefteten Stoffe auf den Restaurierungsrahmen. Zueinanderfixieren der zweierlei Stoffe mit sog. Umfangstichen und Diagonalstichen. Abnehmen von Restaurierungsrahmen. Zuschneiden des neuen Saumbandes. Fixieren des originellen Saumbandes. Fütterung des Samtbandes. Aufnehmen der Spitze auf das Samtband.