Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
KOROKNAY, Éva: Ulrich Schreiers Pressburger Einbanddeckel
ÉVA SZ. KOROKNAY ULRICH SCHREIERS PRESSBURGER EINBANDDECKEL Es gereicht uns zur besonderen Freude, dass unser Museum einen international bekannten und als verloren gedachten Band von einem mit feinem Verständnis aufzeigenden ungarischen Einbandsammler, Dr. László Pethe, abgekauft hatte. In der längsseitigen Mittelplatte des Vorderdeckels wird die Dreiviertelfigur des gekrönten und harfenspielenden David sichtbar (Abb. 1.). Das Bild ist durch Schnitt, Bemalung und Punzierung gestaltet. Ein breites italienisches Bandwerk umrahmt die Mittelplatte (Abb. 2.). Der Hinterdeckel ist mit sog. Kopfstempeln verziert: sich mit einander überschneidenden Diagonalen geteilten Rauten, darin an die Buchbinder-Schnittart erinnerndes blätteriges Muster (Abb. 3.). Der mit vier Doppelbünden versehene Einbandrücken war vormals mit bemaltem Flechtwerk verziert. Auf dem Vorderdeckel finden wir vier durchbrochene, gegossene und eingeschnittene Deckelecke-Beschläge mit Nägeln und Schienen versehen. Früher wurden die Platten mit zwei Buchschliessen ausgestattet. Der Band in Folio-Format enthält einen Wiegendruck: „Glossa magistralis psalterii" von Petrus Lombardus. Nürnberg, Andreas Friesner & Johannes Sensenschmidt, 1478. Die Grossbuchstaben, etwa 270 sind mit Rot bzw. Blau handminiert, die Seiten rubriziert (Abb. 4.). Der Wiener Kunsthändler Kraus lässt den Band restaurieren, es ist deswegen zu bedauern, dass wir von den ehemaligen technischen Ausführungen kaum etwas wissen können. Der Einband war in der ungarischen Fachliteratur nicht unbekannt, im Jahre 1937 hat nämlich József Hunyadi 1 in Beziehung des sog. „Pressburger Kodex" eine Erwähnung von einem im Besitz der Kunsthändlers stehenden, den König David darstellenden geschnittenen Einbanddeckel veröffentlicht. Die Beschreibung des Titelblattes steht inhaltlich vollkommen im Einklang mit unserer Akquisition. Laut Hunyadi sind vormals auch in Ungarn Lederschnitteinbände von hohem Niveau verfertigt worden. In Zusammenhang damit müssen wir darauf hinweisen — obwohl man es mit Schreiers Tätigkeit nicht in Beziehung bringen kann —, dass auch das Soproner (ödenburger) Stadtarchiv einen mit Lederschnitt verzierten Einbanddeckel bewahrt 2 . Den sog. Pressburger Kodex hat erstmalig Pál Gulyás 3 besprochen und würdigte ihn der damaligen 39