Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
BATÁRI, Ferenc: Neuerwerbungen vorderasiatischer Teppiche (1973—1977)
dien und in das Land der „Türken" geliefert worden waren. 3 Allgemein bekannt, dass man im Laufe des Mittelalters die Ungarn häufig als „Türken" genannt hatte, so die Byzantiner immer und auch der Arabe Ibn Rusta schrieben folgendermassen so: „Die Ungarn sind eigentlich ein Volksstamm der Türken". 4 Wir halten es also für keine wage Behauptung wenn wir feststellen, dass Ibn Batuta unter der Benennung „Land der Türken" Land der Ungarn hätte meinen können. Im Friedensvertrag zwischen König Matthias (1440—1490) und Sultan Bayazid II. — dessen Original im Istanbuler Topkapi Sarayi Müzesi-Sammlung zu finden ist — der ungarische König den Türkischen, der Sultan den ungarischen Kaufleuten im eigenen Imperium freie Tätigkeit sicherten, und zugleich leisteten sie gegenseitige personelle und materielle Sicherheit gewähr. 5 Obzwar keine konkreten Angaben über Teppiche im Bezug der zeitgemässen Handelstätigkeit vorkommen, ist es schwer vorstellbar, dass im Gepäck der türkischen Händler das typische Orientprodukt, der Teppich, gefehlt hätte, oder gerade diese ware die Aufmerksamkeit der ungarischen Kaufleute nicht erregt hätte, wo diese Ware doch in ganz Europa Gegenstand der Bezauberung war. Wohl bekannt ist in der Teppichfachliteratur das vom Jahre 1503 stammende Zollbuch, woraus wir die Erfahung machen können, dass durch das Zollamt der Stadt Brassó (Kronstadt, heute Brasov) im Laufe eines einzigen Jahres mehr als 500 Teppiche durch kommerzielle Wege nach Ungarn kamen. 6 Die mittleren Teile Ungarns — wie bekannt — wurden 150 Jahre im 16.—17. Jahrhundert von den Türken besetzt, wodurch es — trotz ständigen Streit und Kämpfen — zu gewissen Warenaustausch und wirtschaftlichen Beziehungen kam. Da die weitere Expansion des Osmanischen Reiches in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufhörte, begannen die Türken im Interesse der Aufhaltung des status quo auf andauernde Einrichtung zu denken, da ihr Reich wie ein Keil in Mitte Europas eindrang, verstärkten sie die Grenzstädte, die auf den Gebieten von Ungarn fielen, und in welchen sich typisch orientalischer Basarhandel ausgestaltet hatte. Diese Ortschaften durften wahrscheinlich die Ausgangspunkte des orientalischen Teppichhandels gegen Westen sein, welchen Umstand die Fachliteratur bisweilen unberücksichtigt liess. Der berühmte türkische Reisende und Diplomat, Evlia Çelebi, suchte mehrmals in den Jahren 1660—1664 Ungarn auf; in seiner Reisebeschreibung gibt er bunte Reportagen über die Jahrmärkte der Grenzstädte, so z. B. berichtet er über den Markt von Nagyvárad (Grosswardein, heute Oradea) : „... im Basar funkeln die aus Arabien, Persien, Indien, Bokhara, Moskau, Polen, Böhmen, Schweden und Germanien stammenden Waren. Von den im Basar auffindbaren verschiedenen Gewürzen wird das menschliche Gehirn wohlriechend und das Geruch des Bagaria-Leders betäubt einem die Nase. Die Stadt besitzt 12 Gasthäuser, wo die ausländischen Händler beherbergt werden, und in diesen treffen die Kaufleute zweier Erdteile zusammen". 7 Uber die Stadt Eszék (Esseg, heute Osijek), wo er die Sprache der Einwohner für ungarisch hielt, schreibt er mit nahöstlicher Ubertriebenheit : „Wenn die Frühlingszeit einbricht, ganz bis zu den Herbsttagen, kommen mehr als hunderttausend Kaufleute aus Rumelien, aus den arabischen, persischen und anderen Ländern." 8 Pécs (Fünf kirchen) erwähnend : „... obzwar es spärlich Läden besitzt, übertrifft diese Stadt doch die 'Bedesten' aller Grenz-