Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 4. (Budapest, 1976)

VADÁSZI, Erzsébet: Ungarische Kastentische

Beinen sitzen, vor ihm steht ein mit einer Decke zugedeckter runder Tisch auf gekreuz­ten Latten ähnlich dem Fuss auf dem ein Weihnachtsbaum steht 5 . Zugedeckt ist auch der längliche, sechseckige provisorische Tisch des Letzten Abendmahls in der Kirche von Nagytótlak (Selo, Jugoslawien), an dem Christus mit den Aposteln sitzt. 6 Demnach waren in Ungarn seit dem 14. Jahrhundert Tische in beiderlei Formen be­kannt. Zur gleichen Erkenntnis gelangen wir bei der Untersuchung unserer Tafelbil­der, wenn auch diese eher darauf schliessen lassen, dass die eckigen Tische wohl verbrei­teter waren als die runden. Runde Tische finden wir nämlich nur auf dem Altarbild des Letzten Abendmahls in Turócbéla (Belá pri Necpaloch, Slowakei) um 1480—90, 7 und auf der Anbetung der Heiligen, drei Könige des Altars von Szepeshely (Spisská Kapitula, Slowakei) (1480) 8 . Viereckige Tische hinge­gen auf dem rechten inneren Flügel des Bar­tholomäus-Altars von Nedec : die Taufe des Königs Polemus und seines Hausvolks 9 (1440 — 50), auf den Elisabeth-Altaren von Kassa (Kaschau, Kosice, Slowakei) 10 (1474 — 77) und Bártfa (Bartfeld, Bardejov, Slowa­kei) 11 (1480), bei der Darstellung des Gast­mahls auf der Wartburg und desgleichen auf dem Elisabethaltar von Lőcse 12 (1493), in der Szene, wo die Hl. Elisabeth gerade Kran­ke pflegt und bewirtet. Auf der Verkündigung des Marientod-Altars von Szepeshely 13 (1499), fällt bereits ein vier­eckiger Tisch auf, der unten einem grossen breiten Lagerraum hat. Es ist übrigens eine ikonographische Seltenheit, die Maria der Verkündigung nicht auf einem Betschemel, sondern am Tisch sitzend darzustellen, al­lerdings wiederholt sich diese Art der Dar­stellung auf einer Federzeichnung Dürers 14 , die sich in Chantilly befindet. Um auch ungarische Beispiele der Miniatur­malerei anzuführen, verweise ich auf die Bilder der Bilderchronik und des Ungari­schen Anjou-Legendariums. Der Meister der Bilderchronik, Nikolaus von Meggyes, malte an zwei Stellen viereckige Tische, die beide glatte, runde und gespreizte Beine haben. Es handelt sich um die Szene des St. Veits und der ungerechten Verteilung der Beute 15 und die des Anschlags von Felizian Zách. 16 Meister Hertul des Legendariums kannte auch nur viereckige Tische in den Szenen aus dem Leben Jesu, Johannis des Täufers und der Apostel Andreas und Johannes, ferner in den Szenen Augustinus heilt Kranke und Hilarius bewirtet Gäste 17 . Viereckig ist auch der Tisch auf einem Schlusstein der kath. Kirche in Zólyomszászfalva (Sásová, Slowa­kei), neben dem Antonius und Paulus stehen. Die frühesten gotischen Tische sind uns vom Ende des 15. Jahrhunderts erhalten geblie­ben. Das ist kein Zufall, da ja auch in der europäischen Möbelkunst der Tisch erst von dieser Zeit an zu grösserer Bedeutung ge­langt, jetzt erst wird er zum ständigen Ge­brauchsgegenstand und verbreitet sich auch in Ungarn. Im Budapester Museum für Kunstgewerbe ist das Jahrhundert von 1500 bis 1000 durch vier spätgotische Tische ver­treten und diese sollen im folgenden einge­hender betrachtet werden. Der früheste ist ein sogenannter Kastentisch auf Wangengestell und stammt aus Sieben­bürgen 18 . Sein Material ist Ahornholz, die Tischplatte Fichtenholz. Der schräg ge­stellte Behälter ruht auf zwei neuen Unter­sätzen und hat die Form einer Wiege (daher die ungarische Benennung bölcsőasztal = Wiegentisch), dessen umlaufende Seiten­platten mit reichem Rankengeflecht verziert sind. In den Zargenteil ist ein Scheinschub­fach eingesetzt, der aussen mit flachge­schnitzten Blättern verziert ist und innen viele Fächer hat, die Schiessscharten imi­tieren. Die quadratische Tischplatte kann weggezogen werden (Abb. L).

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