Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)
SZABOLCSI, Hedvig: Weisslackierter Chinoiserie Kabinettschrank
innere Dekorierung des Dresdener und so auch unseres Möbelstückes angefertigt wurde. Diese Art der Musternachbildung hat Arps-Aubert bei mehreren anderen sächsischen Lackmöbeln bereits bewiesen. 1 ' 1 Die Motive der äusseren Verzierung der zwei Türflügel stammt gleichfalls — mindestens zum Teil — von originalen fernöstlichen Lackarbeiten, und bei den Übereinstimmungen folgender Details muss angenommen werden, dass Gegenstände oder Abbildungen aus einem Musterbuch das gemeinsame Vorbild für die Nachbildung gewesen sein könnten. Vom Gesichtspunkt unseres Stückes müssen wir bei den Szenen folgende Gruppen voneinander trennen: 1. ein Haus am Ufer, dahinter ein Felsen, ein blühender Baum und ein Chrysanthemenbusch; 2. die von drei Männern gebildete Szene; 3. die zwei Wildenten im Hintergrund mit einem Paeoniastamm und fliegenden Vögeln. Das Haus der ersten Gruppe entspricht vollkommen einem Motivdetail einer Tischplatte, die von Martin Schnell stammen soll. 15 Eine sehr nahestehende Analogie zur ganzen Szene links, d.h. der felsige Uferteil, das Haus und der sehr charakteristische, aus dem Felsen wachsende blühende Baum, finden wir auf der Innenseits der Tür eines Dresdener Schreibschrankes. Heinrich Kreisel spricht die Lackmalerei dieses Schrankes dem Rivalen und Nachfolger von Schnell, Christian Reinow zu, und datiert zwischen 1740—49. 111 Bei der Forschung der einzelnen Motive finden wir im Kreis der Analogien das Motiv der zw T ei sich einander zuneigenden Wildenten — was vielleicht dem fernöstlichen Symbol der Ehetreue entsprechen könnte — am Ende einer Landzunge stehend, ähnlich dem unsrigen, auf der Innenseite der Tür eines Schreibschrankes in Rotlack von Martin Schnell. Im Hintergrund erblickt man eine ähnliche Landschaft, wie das vorher beschriebene felsige Landschaftsdetail mit dem Haus. 1 ' Für die drei im Vordergrund zu sehenden Gestalten haben wir bisher in dem für Analogien bezeichneten sächsischen Kreis noch keine nähere Analogie gefunden. Die einzelnen Gestalten und noch einige Figuren auf der Gestellzarge stehen den kleinen Figuren auf dem Dresdener Schreibschrank nicht fern, der Christian Reinow zugesprochen wird. Wie in jedem Falle einer europäischen Chinoiseriearbeit besteht auch hier die Wahrscheinlichkeit, dass die Motive von mehrerer Quellen herstammen. Bei den sächsischen Lackarbeiten waren es vor allem originale chinesische und japanische Lackmöbel die unter den Schlossmöbeln von August dem Starken vorhanden waren und vielleicht haben auch andere fernöstliche Kunstgegenstände als Muster gedient. Aber auch andere Quellen sind ausser diesen genannten nicht auszuschliessen. So z.B. konnten populäre Illustrationen in Reisebeschreibungen des Fernen Ostens, oder irgendeine bekannte Szene eines chinesischen literatischen Werkes oder historische Episode, die auf fernöstlichen Kunstwerken angewandt wurden, ihre Einwirkungen ausgeübt haben. Die sitzende trommelnde Männergestalt, eine der drei Figuren auf unserem Kabinettschrank, können wir zum Beispiel unter den Reisebeschreibungen von O. Dapper finden als eine der Figuren einer grösseren musizierenden und tanzenden Gruppe. 18 Die trommelnde Gestalt auf unserem Kabinettschrank ist auch in einer Szene, in Verbindung mit einer tanzenden Gestalt abgebildet. Ganz gleich ob die Szene sich an den erwähnten Kupferstich im Buche von Dapper anlehnt oder irgendeine andere Szene als Muster gegolten hat, in jedem Falle ist sie zweifellos auf ein orientalisches Musterbild zurückzuführen. Einige Worte müssen noch über die kleinen gemalten Details und die ornamentale Deko110