Virág Árpád: A Sió és a Balaton közös története. 1055–2005 (KÖZDOK Kft., Budapest, 2005)
Ein geschichtlicher Überblick über die wechselseitige Beziehung zwischen dem Balaton und dem Fluss Sió (1055–2005)
EIN GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ... DEM BALATON UND DEM SIÓ (1055-2005) 537 Beginn des 14. Jh. bis Ende des 17. Jh. als ein Fluss namens Sárvíz angegeben, woraus man schließen kann, dass das Tal in seiner gesamten Länge Sumpfgelände war. Die Bezeichnung Sárvíz wurde zu Beginn des 18. Jh. durch den Namen Siófluss oder Siówasser abgelöst und auch auf den von Simontornya bis zur Donau erstreckenden Abschnitt des Wasserlaufs ausgedehnt. In einer um 1730 angefertigten, als Manuskript erhalten gebliebenen geographischen Beschreibung erfährt man folgendes über den Sió: aus dem südlichen Teil des Balaton strömen jene Wassermassen, die der See nicht mehr zu fassen vermag, in den Sió ab. Dieser führt jedoch nur dann viel Wasser ab, wenn auch der See selbst übervoll ist. In der Trockenperiode, wenn sich der See zurückzieht, führt der Sió kein Wasser. Dann ist anstelle des tiefen Flusses nur ein ausgetrocknetes, leeres Flussbett zu finden, das sich wieder füllt, sobald das Wetter niederschlagsreicher wird. Solange der Abfluss aus dem See nicht einsetzt, kann der Fluß im oberen Abschnitt bequem durchquert werden. Danach windet er sich mit gleichmäßiger Wassermenge und Tiefe oberirdisch ungefähr drei Meilen dahin, um später langsam absinkend über eine Strecke von mehr als einer Meile unterirdisch zu verlaufen und schließlich abermals - als würde er einer neuen Quelle entspringen - an die Oberfläche zu treten. Diese Beschreibung dokumentiert die Beziehung zwischen Balaton und Sió in ihrem natürlichen Zustand, so wie sie auch in den früheren Jahrhunderten gewesen sein mag. Die hier geschilderten Verhältnisse herrschten auch noch in der zweiten Hälfte des 18. Jh., als 1776 im Zuge der geplanten Trockenlegung des Sees und der Sümpfe sowie des Ausbaus eines Schiffweges zwischen Drau und Donau die ersten Landkarten mit der ersten wahrheitsgetreuen Darstellung von Balaton und Sió erstellt wurden. (Auf den Karten des 16.-18. Jh. wurden der See und der Fluss noch ungenau dargestellt). Ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. stammt eine die tatsächliche Situation äußerst detailliert wiedergebende Karte über einen Großgrundbesitz mit Darstellung des mittleren Abschnitts des Sió. Auf der 1815 angefertigten, im Ungarischen Staatsarchiv aufbewahrten Kopie dieser Karte lassen sich der Verlauf beider Ufer des Flusses sowie die Lage der Inseln im Flussbett genau verfolgen. Zwischen 1782 und 1785 wurden anläßlich der sog. I. Militärischen Vermessung des Gebiets des Ungarischen Königreiches kartographische Blätter im Maßstab 1:28 800 angefertigt und in diesem Zusammenhang 14 Kartenabschnitte über das Gebiet von Balaton und Sió erstellt. Diese Karten unterlagen bis zur Mitte des 19. Jh. strengster Geheimhaltung und wurden für die Öffentlichkeit erst dann zugänglich, als bereits auch die zeitgemäßeren, nicht als geheim eingestuften Karten der II. Militärischen Vermessung Vorlagen. Im 20. Jh. wurden über diese Gebiete zahlreiche Karten unterschiedlichster Maßstäbe zu militärischen, wirtschaftlichen, administrativen oder touristischen Zwecken angefertigt. Karten, die die Entwicklung der Beziehung zwischen Balaton und Siótal belegen, werden in unserem Buch ausführlich behandelt. 1541 wurden in Transdanubien das Südufer des Balaton und die Gebiete entlang des Siótals von den Türken erobert. Während der nahezu 140 Jahre andauernden türkischen Herrschaft haben sich die natürlichen Bedingungen dieses unberührten Gebiets, die für Besiedlung und Bewirtschaftung ohnehin wenig geeignet waren, weiter schlechtert. Infolge der anhaltenden Niederschläge trat zudem eine Versumpfung ein. Nach der Vertreibung der Türken, ab Mitte des 18. Jh. war die Trockenlegung der sumpfigen Gebiete des Siózuflusses, die den größten Teil des Jahres über den Verkehr behinderten und ein Herd für Krankheiten waren, zu einer elementaren Notwendigkeit geworden. Zuerst wurde - mit Beginn der Kanalisierung des Wasserlaufs zwischen 1774 und 1777 - die Trockenlegung der Sumpfgebiete des Sárvízflusses in Angriff genommen. (Der endgültige Abschluss dieser Arbeiten sollte erst 50 Jahre später erfolgen). In den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. wurden der Fluss Kapos und der bei Simontornya gelegene Abschnitt des Flusses Sió reguliert. Die Regulierung des mittleren und oberen Abschnitts des Sió mittels Kanalisierung wurden jedoch ab Beginn der 30er Jahre des 19. Jh. immer wieder