Virág Árpád: A Sió és a Balaton közös története. 1055–2005 (KÖZDOK Kft., Budapest, 2005)

Ein geschichtlicher Überblick über die wechselseitige Beziehung zwischen dem Balaton und dem Fluss Sió (1055–2005)

538 EIN GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ... DEM BALATON UND DEM SIÓ (1055-2005) hinausgezögert, da in diesem Zusmmenhang auch eine begrenzte Regulierung (Senkung) des Wasserspiegels des Balaton erforderlich gewesen wäre, was bei den Betroffenen langwierige Diskussionen auslöste. Vergebens verabschiedete das ungarische Parlament 1827 ein Gesetz über die Regulierung des Sees und die Errichtung des Siókanals, das Vorhaben wurde mittels Senkung des Wasserspiegels des Sees und Kanalisierung des Sió erst verwirklicht, nachdem die Eisenbahnlinie am Südufer in den 60er Jahren immer wieder durch Hochwasser und Eisgang beschädigt wurde, was letztendlich zu einer Interessengemeinschaft zwischen der Eisenbahngesellschaft und den Grundbesitzern führte. Es wurde eine gemeinsame Konzeption für den Siókanal erarbeitet, die an der Mündung des Sió die Errichtung einer Holzschleuse vorsah, mit der auch der Wasserstand des Sees reguliert werden konnte. Die Verwaltung der ersten, im Oktober 1863 in Betrieb genommenen Schleuse oblag der Bahngesellschaft. Beim Schleusenbetrieb kam es jedoch bei stärkeren Wasserstandsschwankungen des Sees zu Protesten und Streitigkeiten, und das Schleusenpersonal wurde, zumeist unbegründet, der Voreingenommenheit und Korruption beschuldigt. Die erste Schleuse war bis 1892 in Betrieb. Dann wurde an ihrer Stelle eine neue Schleuse aus Eisenbeton mit größerer Wasserableitungskapazität errichtet. Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit wurden bei der neuen Schleuse staatliche Bedienstete eingesetzt, die die Schleuse nach einer genau ausgearbeiteten Betriebsvorschrift verwalteten, doch das Misstrauen hinsichtlich des Schleusenbetriebs blieb unverändert und wird heute noch dem Personal der nunmehr dritten, seit 1947 betriebenen Schleuse entgegengebracht. Die bei Siófok errichtete Abflussschleuse ist für die Wasserstandsregulierung des Balaton und die Trockenlegung der Sümpfe des Siótals von grundlegender Bedeutung. Genauso wichtig ist aber auch, die abgelassenen Wassermassen ohne Überflutung in das Bett des daran angeschlossenen Siókanals ableiten zu können. Die Bedeutung dieser beiden Faktoren hatte man bereits zu Beginn des 19. Jh. erkannt, ohne sie beim damaligen Stand der hydrologischen Kenntnisse mit exakten Zahlen belegen zu können. Dies wurde erst durch den wissenschaftlichen Fortschritt in der zweiten Hälfte des 20. Jh. möglich. Mit der ersten Schleuse konnte man bei völliger Öffnung ein Wasservolumen von 17-18 m3/s ablassen, in 8-10 km Entfernung von der Schleuse konnte das Bett des Siókanals jedoch nur 6-7 m3/s ohne Überflutung aufnehmen. Die zweite Sió-Schleuse hatte bereits eine maximale Kapazität von 50 m3/s, das Ableitungsvermögen des Siókanals lag aber auch noch zu Beginn der 20er Jahre bei 20-25 m3/s, obwohl die Fachleute wussten, dass zur angemessenen Ableitung der Wassermassen des angestiegenen Balaton und zur Sicherung des gewünschten Wasserstands im oberen Abschnitt des Kanals eine Mindestkapazität von 50 m3/s, im mittleren Abschnitt von 90 m3/s erforderlich wäre. 1947 wurde die dritte Schleuse mit einer Mindestableitungskapazität von 50 m3/s in Betrieb gesetzt. Zugleich begann man mit der Erweiterung des 40 km langen mittleren und oberen Abschnitts des Siókanals, um die Ableitungskapazität auf 80 m3/s anzuheben. Diese Arbeiten nahmen vier Jahrzehnte in Anspruch, da das Ufer infolge der Bodenverhältnisse häufig auf längeren Strecken abbrach, so dass das Kanalbett immer wieder neu ausgebaggert werden musste. In der Zwischenzeit wurde die Durchlassfähigkeit der Abflusschleuse bis 1977 auf 80 m3/s erhöht, eine derartige Auslastung der Schleuse war jedoch bisher nicht erforderlich. Seit 1892 sind die Vorschriften für die Wasserableitung an der Schleuse in Abhängigkeit von den auf den Wasserstand bezogenen Anforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen mehrfach geändert worden. Diese Erwartungen haben sich mit Beginn des 20. Jh. aufgrund des steigenden Interesses für den Balaton als Naherholungsgebiet erheblich gewandelt. Zudem kam es in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu Wasserstandsschwankungen, die trotz der Regulierungsvorschriften nicht ausgeglichen

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