O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 23. (Budapest, 1989)
Dely, O. Gy. ; Stohl, G.: Asymmetrische Augen-Aberration bei der Ringelnatter (Natrix natrix Linnaeus) (Serpentes, Colubridae) 5-8. o.
lungen im Schädelbau hervor. Man hat den Anschein, als wären hier zwei, voneinander letzten Endes jedoch nicht unabhängige Determinationssysteme tätig. Das eine betrifft die Grösse der Augen, das andere den Schädelbau. Im Zusammenhang damit soll auf eine andere Klasse der Wirbeltiere, die Säugetiere hingewiesen werden. Bei den Säugetieren begegnet man oft dem Ergebnis der entgegengesetzten Entwicklung, nämlich der Verkleinerung der Augen, und zwar sowohl aus evolutionistischen Gründen als auch ein Domestikations, bzw. Inzucht-Merkmal. Als Beispiele für die im Laufe der Evolution aufgetretene Verkümmerung der Augen, die in vielen Fällen als durch die unterirdische Lebensweise hervorgerufene "Adaptation" bedeutet werden, möchten wir den Maulwurf (Talpa europaea Linnaeus, 1758) und die Blindmäuse (Spalax Güldenstaedt, 1770) erwähnen. Im Schädel des Maulwurfes findet man nicht einmal die Spur einer Augenhöhle, demgegenüber nimmt die geräumige Augenhöhle im Schädel der Blindmaus einen beträchtlichen Teil ein. Der Raum der Augenhöhle wird jedoch bei den Blindmäusen nicht von den winzigen, verkümmerten Augen, sondern von der gut entwickelten Harder-sehen Drüse eingenommen (MÉHELY 1909). Und nun, im Gegenteil zu den Maulwürfen gibt es unter den nächsten Verwandten unserer Blindmäuse Formen, deren Körper weniger gut an die unterirdische und grabende Lebensweise angepasst ist und die ein etwas verkleinertes, aber fast normales Auge besitzen (wie z. B. die afrikanischen Wurzelratten, Tachyoryctes Rüppell, 1835). Es könnte angenommen werden, dass bei den Maulwürfen jenes Determinationssystem, das eine Verkleinerung der Augenhöhle bewirkt, seinen Einfluss schon ausgeübt hat. Bei den Blindmäusen dagegen, bei welchen die Augenreduktion im evolutionistisehen Sinne wahrscheinlich kein altes Ereignis war, und die von einer sprunghaften Veränderung im ersten System hervorgerufen worden war, folgte bisher eine korrelative Veränderung des zweiten, d.h. die Augenhöhle beeinflussenden Syste ms nicht. Noch deutlicher war dies bei den aus Vollgeschwister-, bzw. wiederholten Vollgeschwister-Paarungen hervorgegangenen Feldmäusen (Microtus arvalis [Pallas, 1779J) zum Vorschein gekommen. Bei einigen dieser Tiere war das eine Auge - gegenüber dem normalen der anderen Seite - merklich verkleinert, z.B. Tier No. 7115.6: rechtes Auge 24, 3 mg, linkes9,8mg. Manchmal waren aber bei solchen Tieren beide Augen verkleinert, z.B. Tier No. 203/11. o.; rechtes 14, 3 mg, linkes 9,2 mg (STOHL 1984). Die hier ohne Zweifel sprunghaft aufgetretene Verkümmerung des Auges hat die Augenhöhle völlig unberührt gelassen. Die im ersten Determinationssystem aufgetretene sprunghafte Veränderung hat also im zweiten System keine Parallele gehabt. Selbstverständlich sind die oben dargelegten Ausführungen zur Zeit noch Teile einer reinen Theorie, und es muss abgewartet werden, was weitere diesbezügliche Forschungen ergeben. LITERATUR DELY, O.Gy. (1987): Die Variabilität der morphologischen Merkmale der ungarischen Nattern und deren Bewertung (Serpentes, Colubridae) (im Manuskript). MÉHELY, L. (1909): Species generis Spalax. A földi kutyák fajai származás- és rendszertani tekintetben (Species generis Spalax. Die Arten der Blindmäuse in systematischer und phylogenetischer Beziehung). - Magyar Tudományos Akadémia, Budapest: IV + 353 pp., I-XXXIII. Tafel (ungarisch). MÉHELY, L. (1911): Systematisch-phylogenetische Studien an Viperiden. - Annls hist.-nat. Mus. natn. hung., 9: 186-2.43. III-V. Tafel. STOHL, G. (1984): Über einige Besonderheiten "künstlicher" Feldmaus-Populationen (Microtus arvalis [Pallas]) (Mammalia, Rodentia). - Vertebr. hung., 22: 51-63. Anschrift der Verfasser: Dr. O. Gy. DELY und Dr. G. STOHL Zoologische Abteilung Ungarisches Naturwissenschaftliches Museum H-1 Û 88 Budapest VII* Baross u. 13. Ungarn