O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 22. (Budapest, 1984)

Stohl, G.: Sind Hauskanichen reingezüchte Mutanten des Wildkaninchens? (Mammalia, Lagomorpha) 73-82. o.

de von Ihnen das c Allel In Ihrem Genotyp besassen. Wie sind aber die c" (akromelanistische) und die c cnd (dunkle chinchillas) zu deuten? Es besteht also die Möglichkeit (und das Wort "Möglichkeit" soll betont werden), dass als ers­ter Schritt in der Herausgestaltung der Haustiermerkmale eine auf zellphysiologlschen Ebenen liegen­de Umwandlung des Nuclelnsäure-Stoffwechsels - und mit ihm verbunden auch die des Eiweiss-Stoff­wechsels - sich ereignete. Und nur auf dieser - gegenüber der Wildform - spezifisch veränderten stoffwechselphysiologischen Grundlage sind Mutationen auf verschiedenen Genlocl eingetreten.Es muss weiterhin angenommen werden, dass unabhängig von der systematischen Zugehörigkeit des betreffen­den Tieres bestimmte Genlocl in grösserem Masse auf dieser Grundlage zur Mutation neigten als andere. In erster Phase der Domestikation wäre also ein Haustier im weiteren Sinne des Wortes (d.h. ein Haustier im allgemeinen) entstanden, das sich von seiner Wildforn durch einen eigenartigen, ver­änderten Stoffwechsel, vor allem Nuclelnsäure- und Eiweiss-Stoffwechsel unterschied. Und nur in der darauffolgenden zweiten Phase sind mutante Formen aufgetreten, die aber infolge des Fehlens einer künstlichen Zuchtauslese mit niedriger Häufigkeit in den Beständen der domestizierten Tiere erhal­ten geblieben sind - wie beim Rentier sowie bei Lamas und Alpakas (HERRE & ROHRS 1973).Wurde aber eine zielbewusst betriebene künstliche Zuchtauslese angewendet, so sind konsolidierte Rassen, Schläge usw. entstanden. Würde sich die oben geschilderte Theorie bewähren, so würde die viel diskutierte Behauptung KLATT's (1948) von einer "Drangsalierung des Keimplasmas" eine weitere Unterstützung finden. Auch der endgültigen Beantwortung der heiklen Frage der Domestikationsforschung, worüber HERRE und ROHRS (1973) sich folgendermassen äusserten, könnte man näher kommen. "Die Zweifler an der Allgemeingültigkeit dieser Aussage (d.h. prinzipielle Übereinstimmung vom Formwandel bei Wil­dart und Hausform) weisen auf eine Reihe interessanter Tatsachen hin, ... Belm Hausren fehlt kaum eine Eigentümlichkeit, die bei wilden Rentieren vorkommt, aber es gibt viele Haustlermerkmale, die bei der Wildart fehlen, dazu gehören rein weisse oder gescheckte Tiere. Gewiss können Abweichun­gen von der Norm der Wildart der natürlichen Auslese zum Opfer gefallen sein. Aber der Lebens­raum des Rens ist lange Zeit des Jahres als Schneelandschaft gekennzeichnet, wlnterweisse Polar­tlere kommen vor. Weiter: Fettschwanzhausschafe sind in einem Lebensraum verbreitet, in dem auch Wildschafe vorkommen, sie greifen aber über deren Verbreitungsgebiet in die angrenzenden Steppen über; im Besitz der Fettpolster könnte eine Voraussetzung zur Eroberung des weiteren Le­bensraumes gesehen, Ihm also ein selektiver Vorteil zugesprochen werden. Es 1st auffällig, dass trotz der bei Schafen vorhandenen "Potenz" zur Bildung eines solchen Fettreservoirs sich keine Wildformen mit einer derartigen Eigenart entwickelten" (loc.cit. p. 199). Im Gegenteil dazu, ist eine unumstrittene Tatsache, dass typische Domestikationsmerkmale auch an solchen Haustieren aufgetreten und erhalten geblieben sind (z.B. beim Ren sowie Lamas und Alpakas), die in derselben Umwelt leben wie Ihre wilden Vorfahren. Dies schllesst aber schon von vorneherein jegliche aus der Umwelt entspringende mutagene Faktoren aus. Aus dem Rahmen der "physiologisch wirkmöglichen Bedingungen für das Zustandekommen der Domestikationsmerkma­le" (HERRE 1955/56, 1962, HERRE & ROHRS 1973) sollen aufgrund der oben dargelegten vor allem jene Einwirkungen ausgeschlossen sein, die von der Umwelt herrühren. Jene aber, die aus dem physiologischen Geschehen der Organismus selbst entspringen, könnten weiterhin aufrechterhalten bleiben. Eine andere Frage 1st, wenn die auslösenden Faktoren nicht aus der Umwelt herrühren, woher kamen sie dann? In dieser Hinsicht können wir uns den Schlussfolgerungen von HERRE (1955/ 56) sowie HERRE und ROHRS (1973) anschllessen, wonach ein Wildtler dann zum Haustier wird, wenn einige Bestände aus der natürlichen Fortpflanzungsgemeinschaft der Art hereausgerissen wer­den. Es Ist die Unterbrechung der Panmixie, die zur Entstehung eines neuen Lebewesens, eines Haustieres führt. Die im Titel des Aufsatzes aufgeworfene Frage, sind Hauskaninchen reingezüchtete Mutanten des Wildkaninchens, muss folgenderweise beantwortet werden: Was die Merkmale der meisten Ras­sen, Linien, Familien usw. betrifft, so sind sie durch Allele gekennzeichnet, die beim Wildkanin­chen nur mit einer niedrigen Häufigkeit oder überhaupt nicht vorkommen (vgl. NACHTSHEIM 1928). Was aber die allgemeinen Domestlkatlonsmerkmale des Hauskaninchens betrifft, so muss die aufge­worfene Frage mit "nein" beantwortet werden. Die allgemeinen, d.h. - wenigstens theoretisch ­für alle Hauskaninchenrassen bezeichnenden Merkmale (wie z.B. erhöhte Fruchtbarkelt,eine Homoeo­stase niedrigen Grades usw.) lassen sich nicht mit richtungslosen Mutationen einzelner Genlocl, sondern mit einer gerichteten Umwandlung des zellphysiologlschen Geschehens deuten. Wir sind al­so bei dem Problem angelangt, worüber HERRE sich schon vor Jahren (1955/56) folgendermassen äusserte: "... die echten Domestikationsveränderungen ... sind alle nicht adaptiver Art. ... Die

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