O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 22. (Budapest, 1984)

Stohl, G.: Sind Hauskanichen reingezüchte Mutanten des Wildkaninchens? (Mammalia, Lagomorpha) 73-82. o.

empfängnisbereit werden. .Nach Literatur-Angaben (z.B. LOVASSY 1927) soll der Geschlechtszyklus beim Wildkaninchen-Weibchen 35 Tage dauern. In mit Unterschlüpfen versehenen Terrarien unterge­brachte Wildkaninchen brachten tatsächlich in einem Zeitabstand von 35 Tagen ihre Jungen zur Welt. FABIAN und STOHL (1952) konnten weiterhin feststellen, dass die Ovulation des Wildkaninchens ­im Gegensatz zu der des Hauskaninchens - mit der Ausscheidung einiger Tropfen leicht blutigen Schleimes verbunden 1st. Wurden allein gehaltene Wildkaninchen-Weibchen nach dem Erscheinen die­ses Ausscheidungsproduktes mit einem Männchen zusammengesetzt, so wurden - auch bei Terrarien­haltung - in überwiegender Mehrzahl der Fälle nach 30 Tagen normale Junge geboren. Die Homoeostase wird im Organismus des Wildkaninchens nicht nur auf dem Wege eines bes­ser ausgeglichenen Steuerungssystems sichergestellt, sondern auch durch einen niedrigeren Ener­gieaufwand. Lebenswichtige Enzyme werden beim Wildkaninchen durch kleinere Energie-Mengen ak­tiviert als beim Hauskaninchen. So erwies sich die Aktivierungsenergie des Serum-Azetylcholineste­rase beim Wildkaninchen (es wurden nur frischelngefangene, In Terrarien gehaltene, vollkommen gesunde Exemplare berücksichtigt) als 2, 75 kCal, während dasselbe Enzym von mittelgrossen Haus­kaninchen (2,5-3,0 kg Körpergewicht) eine Energiemenge von 3,75 kCal zur Aktivation nötig hat (FABIAN 1955). Da niedrigere Aktivierungsenergie-Werte im allgemeinen für heterotlsche Hybride sich als bezeichnend erweisen, kann nicht daran gezweifelt werden, dass der herabgesetzte Ener­giebedarf verschiedener Enzymaktivitäten als ein Zeichen für das erhöhte "Fitness" des betreffenden Tieres - In unserem Falle, das des Wildkaninchens - gilt. Die im Stoff- und Energiewechsel des Kaninchens verursachten domestikationsbedingten Um­wandlungen scheinen letzten Endes zellphyslologisch begründet zu sein. Die Färbbarkelt mit basi­schen mikrotechnischen Farbstoffen fällt bei demselben Gewebe des Wildkaninchens merklich kräf­tiger aus als beim Hauskaninchen. Aus der kräftigeren Färbbarkelt mit basischen Farbstoffen könn­te man auf einen höheren Gehalt an Ribonukleinsäuren der einzelnen Zellen folgern. Den Erwartun­gen gemäss hat sich der Ribonuclelnsäure-Gehalt in demselben Gewebe pro Zelle berechnet als merklich höher erwiesen als beim Hauskaninchen. (Bemerkung: Zellzahl Im analysierten Gewebe­stück aufgrund dessen DNS-Gehalt bestimmt, pro Zellkern 7 pikogramm DNS als Bezugsbasis ge­wählt.) (Tabelle 4). Tabelle 4. Nucleinsäure-Gehalt des Lebergewebes Ribonuclelnsäure­Desoxyribonuclein­RNS-Gehalt Tier Gehalt pro 1 g säure-Gehalt pro pro 1 Zelle Frischgewebe 1 g Frischgewebe plkogram mg mg (lu" 12 g) Wildkaninchen (n = 10) 8,100 1,685 33,649 Hauskaninchen (n = 15) 6, 080 1,969 21,614 Und dieses eigenartige Verhältnis zwischen den Zellen desselben Gewebes vom Wild- und Haus­tier beschränkt sich nicht nur auf das Kaninchen. MÜNK (1965 a, b) gelang es, am Pankreas- und Lebergewebe des Haus- und Wildschweines mit histologischen, bzw. hlstochemlschen Methoden nach­zuweisen, dass die mit basischen Farbstoffen sich kräftiger anfärbenden Zellen des Wildschweines eine erhöhte Konzentration an RNS und Eiweisse besitzen. Im Nucleinsäure-Stoffwechsel der Zellen, wohl möglich aber auch in Jenem des ganzen Orga­nismus, scheinen also in domestizierten Zustand des Tieres Veränderungen aufgetreten zu sein.The­oretisch könnte man annehmen, dass die für die Hausform bezeichnende mehr oder weniger hoch­gradige Homozygosität von verschiedenen Allelen, die noch dazu gegenüber denjenigen der Wildform mutante Gene sind - unabhängig davon, welche Merkmale die betreffenden Gene bestimmen, Immer wieder die gleichen Umwandlungen im Nucleinsäure-Stoffwechsel zur Folge haben. Im Lichte der Er­gebnisse der molekularen Genetik scheint das Entgegengesetzte wahrscheinlicher zu sein. Der ver­änderte Nucleinsäure-Stoffwechsel übt einen Einfluss auf die Stabilität des ganzen Genbestandes des Tieres aus. Als Erhärtung für diese Annahme soll über einen Interessanten Fall, der sich in der ehemali­gen Versuchskaninchen-Zucht des Biologischen Forschungsinstitutes der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Tihany) am Anfange der 50er Jahre ereignet hat, berichtet werden. In der ersten Hälfte des Jahres 1952 trat in den meisten Kaninchenzuchten Ungarns eine Pasteurellosls-Epldemie auf. Es gab Zuchten, in welchen die Verluste ziemlich gross waren und wieder andere, die nur einige Verluste erlitten. In unserer Tlhanyer Zucht erwiesen sich einige Familien widerstandsfähiger,

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