O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 22. (Budapest, 1984)

Stohl, G.: Sind Hauskanichen reingezüchte Mutanten des Wildkaninchens? (Mammalia, Lagomorpha) 73-82. o.

der Umwelt hervorgerufene Störungen des Inneren Gleichgewichtes des Organismus werden beim Wildkaninchen viel schneller normalisiert als beim Hauskaninchen. Wird z.B. einem Wildkaninchen von ungef. 1, 5 kg Körpergewicht pro Körper-kg 50 mg Adrenalin injiziert, so erhöht sich der Blut­zucker-Gehalt Innerhalb einer halben Stunde. Die Erhöhung des Blutzucker-Gehaltes beträgt etwa 40 % des Normal wertes . Dieselbe Menge von Adrenalin (pro Körper-kg gerechnet) ruft bei mittel­grossen Hauskaninchen eine grössere Erhöhung des Blutzucker-Gehaltes und zwar über 100 % des Normalwertes hervor - ausserdem dauert die Erhöhung viel länger an (CSIK 1951) (Abb. 1). 100 ­Russenkaninchen Chinchilla Wildkaninchen 300 Minuten Abb. 1. Die durch Einspritzung von 10 mg Adrenalin pro 1 kg Körpergewicht hervorgerufene Er­höhung des Blutzuckergehaltes in Prozenten des Ausgangswertes ausgedrückt Wie bekannt, herrscht In Mittel-Europa für Wildkaninchen im Winter ein ziemlich lang andau­ernder Mangel an Futter. Trotzdem befinden sich Wildkaninchen auch bei uns In Ungarn unter die­sen ungünstigen Umstanden In ausgezeichneter Kondition. Die hervorragende Leistungsfähigkeit des Organismus des Wildkaninchens sowie die Fähigkeit zu schnellen Reaktionen sind allgemein bekannt. Im Zusammenhang damit soll darauf hingewiesen werden, dass Wildkaninchen relativ grössere Ne­bennierengewlchte besitzen als Hauskaninchen von mittlerer Körpergrösse. Sogar überdecken sich In vielen Fällen die absoluten Gewichte der Nebennieren bei Haus- und Wildform. Aber nicht nur das relative Nebennierengewicht ist beim Wildkaninchen grösser, besitzen doch die Nebennieren eines Wildkaninchens von etwa 1,5 kg Körpergewicht dieselbe Menge an Ascorblnsäure als die eines Haus­kaninchens mittlerer Körpergrösse (2,5-3,0 kg Körpergewicht) - selbstverständlich zu derselben Jahreszelt (Tabelle 1 und 2). Auch die täglich ausgeschiedene Menge der 17-KetosteroIde 1st bei dem kleinen Wildkaninchen dieselbe wie beim viel grösseren Hauskaninchen - selbstverständlich wieder zu derselben Jahres­zelt und bei Tieren desselben Geschlechts und Entwicklungszustandes (Tabelle 3). Eine Ausnahme bilden davon nur die Riesenkaninchen, bei welchen sowohl der Ascorblnsäure-Gehalt der Nebennie­ren als auch die täglich ausgeschiedene Menge an 17-Ketosteroiden merklich höher 1st. Die oben angeführten Angaben beweisen eindeutig, dass die deutlich Zunahme des Körperge­wichtes (was vor allem auf einer Vermehrung des Skelettmuskels und der Eingeweide beruht) Im Hausstande die Corticosteroid-Produktion der Nebennierenrinde - wenigstens bei den üblichen mit­telgrossen Hauskaninchen - von dem domestizierten Zustande des Tieres nicht beeinflusst wurde. Im Gegenteil, sogar der für die Art bezeichnende Jahreszyklus blieb erhalten. Wie schon erwähnt, bilden nur die Riesenrassen eine Ausnahme. Ihr abweichendes Verhalten beruht vielleicht auf einem einzigen Major-Gen (Gen-Paar) (STOHL 1978). Da ein Drittel der ausgeschiedenen 17-Ketosteroiden von umgewandelten Hodenhormonen (vor allem Testosteron) herrührt, kann man aus der mengenmässig gleichen 17-Ketosteroid-Ausscheidung auf eine mengenmässig gleiche Testosteron-Produktlon der Hoden-Zwischenzellen beim Wild- und Hauskaninchen folgern.

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