Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)

er nach hinten. Zuerst wurde für die Kunsthalle und das Museum der Bildenden Künste ein Gebiet des Stadtwäldchens abgetrennt, 1938 wurde dann zum Eucharistischen Kongress zwecks Empfangs großer Menschenmassen die Vege­tation ausgerottet und der bisherige Park zwischen den beiden Gebäuden mit Pflastersteinen ausgelegt.) Die mit dem Bau der Radialstraße (Sugárút) einhergehende Gebietsplanung beschränkte sich nicht bloß auf die Wegstrecke selbst, sondern berührte auch die dahinterliegenden Gebiete. Das Ziel war nämlich nicht die Errichtung einer kulissenartigen Gebäudereihe, sondern es sollte durch den Bau auf das gesamte Stadtviertel ein günstiger Einfluß ausgeübt werden. Deshalb erstreckte sich die Parzellierung im Abschnitt zur Stadt zu auch auf die Két szerecsen (heute Paulay Ede) utca und die Révay utca; im äußeren Abschnitt wurden auch zwei neue Parallelgassen eröffnet, die Délibáb und die Lendvay utca, bzw. als neue Quer­gasse die Bakony (heute Rippl-Rónai) utca. Weitere, schon vorher vorhandene Quergassen wurden verlängert und verbreitert. Die Parzellierung unternahm das Radialstraßen-Bauunternehmen mit dem Einvernehmen des Hauptstädtischen Rates für Kommunalarbeiten. Ziel war ein bestmöglicher Verkauf der Grundstücke, um aus dem Einkommen die aufkom­menden Ausgaben zu decken. Die Ansprüche und Möglichkeiten konnten wohl nicht entsprechend abgewogen werden — da es eine ähnliche großangelegte Parzellierung bisher in Pest noch nicht gegeben hatte; Tatsache ist, daß die Grundstücke kleiner bemessen wurden, als das hätte sein sollen. Deshalb gab es bei Beginn der Bauarbeiten oft Territoriumskorrektionen, nachträglich wurden ein-zwei Grundstücke unter den anderen „aufgeteilt" und in zahlreichen Fällen wurden zwei benachbarte Grundstücke vereint, um auf entsprechendem Gebiet bauen zu können. (Deshalb mußte die Straße bis zur offiziellen Eröffnung im Jahre 1885 zweimal neu numeriert werden.) Bei der Villenreihe wurden eher die hin­tereinander liegenden Grundstücke zusammengezogen, d. h. an ein Grundstück an der Radialstraße (Sugárút) wurden die aus der dahinter liegenden Nebengasse angeschlossen. Die Regel der villenartigen Bebauung schrieb vor, daß neben dem 5 Klafter (9 Meter) großen Vorgarten auch ein freies Gebiet je 3 Klafter bleiben sollte. Dieses so verkleinerte Baugrundstück reichte gerade für das Wohnhaus, für die Nebengebäude blieb kein Platz mehr übrig, obwohl zu jener Zeit ein Stall und ein Wagenschuppen zu den unentbehrlichen Requisiten der anspruchsvolleren Villen gehörten. Dieses Problem konnte durch die (billigeren) Grundstücke der Neben­straßen dahinter ausgezeichnet gelöst werden, von wo aus die Wagen sich, ohne das repräsentative Gebiet zu berühren, entfernen konnten. Die Einheitspreise der Grundstücke nahmen mit der Entfernung von der Innenstadt ab: an der Ecke des Waitzner Rings betrug ein Quadratklafter 500 Forint, in der Nähe des Stadtwäld­chens kaum 30 Forint. In den Nebengassen konnte man schon um den Einheits­preis von 20 Forint zu einem Villengrundstück gelangen. 8

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