Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)
Kunstgewerbemuseums und der Schule auf der Üllői út, das Institut, welches das Erdgeschoß der alten Kunsthalle mietete, zog ebenfalls aus. Eine neue Funktion konnte für sie schwer gefunden werden. Das Erdgeschoß wurde nun in ein Kammertheater verwandelt; hier funktionierte das Theater an der Andrássy út, nach dem Zweiten Weltkrieg dann das Puppentheater. In den 1930er Jahren wurde in den Ausstellungsräumen die Neue Ungarische Bildergalerie eröffnet. Danach blieb sie jahrzehntelang wieder ungenützt; seit Mitte der achtziger Jahre verwendet die Hochschule für Bildende Künste sie als öffentlichen Ausstellungssaal, wo vor allem Ausstellungen in Verbindung mit der Vergangenheit und Gegenwart der Schule organisiert werden. Die alte Kunsthalle ist ein bedeutendes Werk Adolf Langs, welches nach dem Muster des Palazzo Bevilaqua in Verona entstand, mit guten Proportionen und sorgfältig ausgewogenen Details. Das Treppenhaus und die Vorhalle im ersten Stock zieren Fresken von Károly Lotz. Das Gebäude der Universität der Bildenden Künste hatte der aus Stuttgart nach Pest übersiedelte Architekt Lajos Rauscher entworfen (1876). Betrachten wir die Monumentalität des Gebäudes, so wundern wir uns wohl, weshalb Rauscher später keine Aufträge für Pläne erhalten oder nicht angenommen hat. Jahrzehntelang war er dekorativer Maler, Vedutenmaler und Lehrer für Architekturzeichnen an der Landeszeichenschule, später an der Technischen Universität, außerdem Jurymitglied bei zahlreichen Architekturausschreibungen — von anderen Bauarbeiten, die er geplant hätte, wissen wir jedoch nichts. Auch die Fassade der Landeszeichenschule verzierte er mit Sgraffito, außerdem den Palast des Pensionsinstituts der Ungarischen Eisenbahner am Körönd oder die einstige Villa des Edelsheim-Gyulay in der Andrássy út, die damals die eine Seite der Prachtstraße abschloß, vor sechzig Jahren jedoch leider abgetragen wurde. Der Häuserblock zwischen Izabella utca und Rózsa utca war die Zentrale der Ungarischen Eisenbahnen, neben dem Opernhaus und der Hochschule für Bildende Künste das dritte öffentliche Gebäude an der Andrássy üt, welches seit seinem Bau seine ursprüngliche Aufgabe erfüllt. Gyula Rochlitz, der leitende Architekt der Sektion für Hochbau der Ungarischen Staatlichen Eisenbahnen hatte es 1876 entworfen. Aus der einheitlichen Häuserreihe auf der Seite mit geradzahliger Numerierung ragen drei Gebäude hervor. Das Gebäude Andrássy út 60, welches schlechte Erinnerungen bewahrt, wurde 2002 durch plumpe architektonische Tricks aus seiner Umgebung hervorgehoben. Das ursprünglich unbedeutende dreistöckige Mietshaus wurde in den 1940—1950er Jahren zum Sinnbild des politischen Terrors, da es 1944 das Pfeilkreuzlerhaus, das „Haus der Treue" war, dann befand sich bis 1956 hier die Behörde für Staatssicherheit. Das Haus And rássy út 62 des Architekten und Baumeister János Bobula sticht durch seine Loggia-Fassade aus der Reihe hervor. Das Gebäude an der Ecke zur Izabella utca 36