Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)

(Andrássy út 70) verdient der darin befindlichen Konditorei Lukács wegen besondere Beachtung. Das Lokal mit zwei Ebenen war schon ursprünglich als Ergebnis eines Umbaus entstanden. Der Flügel zur Andrássy út hin befand sich als Geschäftslokal auf Höhe der Straße und stellte mit seiner reich geschnitzten Holzverkleidung eine bedeutende Schöpfung der Innenarchitektur der 1910er Jahre dar. Sie bezeichnet einen Grenzrain zwischen später Sezession und frü­hem Art déco. Der Raum mit höherem Fußbodenniveau zur Izabella utca hin verband die Zimmerflucht der Wohnung im Erdgeschoß mit dem ursprünglichen Geschäftslokal. Die innere Ausgestaltung zitiert die Atmosphäre der späten, ele­ganten Privatsäle des Historismus. Mitte der 1990er Jahre renovierte die GIB Bank das Gebäude und verpflichtete sich das unter Denkmalschutz stehende Innere der Konditorei zu bewahren. Offensichtlich gedachte sie von Anfang an diese Verpflichtung nicht zu ernst zu nehmen und führte den Eingang zur Bank mitten durch den Straßensaal der Konditorei. Die Holzverkleidung wurde zwar wieder angebracht, die innenarchitektonische Einheit des Saales ging jedoch verloren, die Pulte wurden bestenfalls wegtransportiert, wohl auch vernichtet. Man weiß nicht, ob nach Aufhören der Bank die originale Einrichtung je wieder instand gesetzt werden kann. Der obere Saal bewahrt im großen und ganzen seine ursprüngliche Form. Den eigenartigen Palast ohne Tor Ecke Andrássy út und Rózsa utca (Andrássy út 78) hatte Adolf Feszty 1878 für den Grafen Aurél Dessewffy (1846 —1928) ent ­worfen. Der Graf war ein Aristokrat, der sich meritorisch mit der Nationalwirt­■ Deóóewfiliy-Palaót (Andráity út 78) 37

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