Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)
im eleganteren Flügel zur Andrássy út hin die Zimmer höher sind, als diejenigen zur Révay utca hin, und daß hinter dem dreistöckigen Flügel an der Andrássy út, zur Nebenstraße hin vier Stockwerke gebaut werden konnten. Aus dem kleineren Hof hinter dem Treppenhaus gelangte man ursprünglich im Erdgeschoß in den Stall und in den Wagenschuppen. Die Wohnung des Hausherrn umfaßte den ersten Stock des Flügels an der Andrássy út, hinter den sechs Zimmern an der Straßenseite befand sich das dreifenstrige, fast 50 Quadratmeter große Eßzimmer zum Hof. Die Küche und die dazugehörigen Nebenräumlichkeiten waren ein Stockwerk tiefer, im Flügel zum großen Hof im Halbgeschoß. In den oberen Stockwerken zur Andrássy út wurden Vier- und Fünfzimmerwohnungen, zur Révay utca Drei- und Vierzimmerwohnungen gebaut. (Die zur Andrássy út hin mit je einem Hofzimmer.) Der Harkányi-Palast wurde auch im Stil des römischen Cinquecento gebaut. Die Fassade an der Andrássy út ist ausgeglichener, die plastischen Verzierungen unbedeutender als diejenigen des Saxlehner-Palastes. Maldekorationen kennen wir hier keine. Wir wissen aber, daß für die Wohnung des Frigyes Harkányi — wahrscheinlich für sein Arbeitszimmer — Géza Györgyi eine Holzverkleidung geplant hatte, abweichend zum Äußeren des Gebäudes, in der Art der deutschen Renaissance. Frigyes Harkányi (1826 —1919), der Erbauer hatte sein Vermögen vom Vater, einem Produkten-Großhändler geerbt. Er studierte Jura an der Pester Universität, nahm als Nationalgardist am Freiheitskampf teil, setzte dann im Ausland sein Studium der Wirtschaft fort. Heimgekehrt nahm er an der Gründung der Budaer Sparkasse, der Ungarischen Allgemeinen Versicherung und der Bodenkreditanstalt teil. Nach dem Ausgleich war er Ministerialrat im Handelsministerium, von 1870 an Parlamentsabgeordneter, seit 1885 Mitglied des Oberhauses und 1895 erhielt er den Barontitel. Der Palast an der Ecke zur Dobó utca (Andrássy út 12) war ähnlicher Bestimmung wie die vorhergehenden beiden und wurde auch ungefähr um dieselbe Zeit, zwischen 1882—1884 erbaut. (Der Erbauer hatte das 336 Quadratklafter große Grundstück 1882 um den Preis von 150.200 Forint gekauft). Durch sein großzügigeres Äußeres, seine bewegtere Fassade und seine reiche Bauplastik hebt sich das Gebäude unter den übrigen hervor. Sein Entwerfer war Zsigmond Quittner. Die in Höhe des dritten Stocks plazierten Statuenpaare veranschaulichen die bürgerlichen Ideale (von links: Treue und Liebe, Gastfreundlichkeit und Reichtum, Einvernehmen und Stärke, Frieden und Arbeit). Diese, sowie das Brunnenrelief im Hof (Die Schäckemden) sind Arbeiten von Gyula Donáth. (Kurz vorher hatte Donáth an der plastischen Dekoration des Wiener Kunsthistorischen Museums teilgenommen.) Der Erbauer, Lajos Krausz (1848—?) hatte ähnlich wie Frigyes Harkányi sein Vermögen vom Vater geerbt, selbst hatte er jedoch auch aktiv am Wirtschaftsleben teilgenommen und war in den 1880er '5