Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)
Das war auch notwendig, denn es fanden hier ständig Wettkämpfe (z. B. Turnen und Leichtathletik) sowie Radrennen und die Fußball-Klubspiele statt. Auch die offiziellen Spiele der Nationalmannschaft wurden zwischen 1903 und 1911 - mit einer Ausnahme - hier ausgetragen. Der Krieg und die darauf folgenden schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse verhinderten die kontinuierliche Instandhaltung, und 1925 waren die Tribünen schon lebensgefährlich. Die besten Radrennfahrer wurden bald von der gerade eingeweihten Neupester Holzrennbahn in das Gebiet außerhalb der Stadtgrenzen gelockt. Der Umbau der Millenáris konnte nicht mehr länger hinausgezögert werden. Mit der Planung beauftragte man die beiden beschäftigtesten Sportarchitekten der Zeit, Alfréd Hajós und Aladár Mattyók. Der Bau begann im Oktober 1927, und am 8. Juli 1928 war das Meisterwerk fertig: eine der schnellsten Radrennbahnen Europas. Die jetzt kürzere, 415 Meter lange Rennstrecke bekam eine Betondecke, die eine für eine Geschwindigkeit von 100-110 km/h geplante Winkelstellung betrug, in den Geraden 12, in den Kehren 38,9 Grad. Bei der Zielgeraden wurde eine auch heute noch stehende Tribüne mit 3 000 überdachten Sitzplätzen gebaut, auf den Betontreppen fanden noch weitere 11 000 Zuschauer Platz. Bei Spielen am Abend sorgten Lampen mit großer Lichtstärke für die Beleuchtung. Auf der Sportanlage wurden auch weiterhin Fußballspiele und Leichtathletikwettkämpfe veranstaltet, im Winter stand den Klubmitgliedern und auch der Öffentlichkeit eine innerhalb der Betonmulde aufgegossene Eisbahn zur Verfügung. (Um die Austragung der ungarischen Rennen sowie der Radrennweltmeisterschaft im Jahre 1928 rivalisierte Neupest mit Budapest und Millenáris, wobei letztere gewannen, die Neupester Bahn wurde auch kurz darauf abgebrochen.) Es folgte eine neue schöne Periode, doch in den Kriegsjahren blieben die Wettkämfe wieder langsam aus. Während der Belagerung von Budapest richtete sich hier in der Millenáris die Versorgungseinheit häuslich ein, in den Umkleideräumen jedoch versteckten sich von den Behörden gesuchte Radrennfahrer. Die Betonmulde erhielt während der Belagerung mehr als hundert kleinere und größere Einschüsse, die überdachte Tribüne wurde von drei größeren Bombentreffern zerstört, die Laufstrecke und die Leichtathletikbahn wurden am Kriegsende von tiefen Gruben verunziert. 50