Buza Péter: Donaubrücken - Unser Budapest (Budapest, 1992)

Eine andere Geschichte von der alten Kettenbrücke darf hier keinesfalls fehlen: die Legende der zungenlosen Löwen. Ihr Schöpfer, der bekannte Bildhauer János Marschalko hat die königlichen Tiere an den beiden Brückenköpfen an­scheinend mit diesem garstigen Fehler geschaffen. Die Legende erzählt, daß, als bei den Einweihungsfeierlich­keiten ein schmieriger Schumacherlehrling diesen Man­gel laut herausschrie, das Publikum schallend lachte und der Meister vor lauter Scham in die Fluten sprang. 1852 waren die Löwen fertig geworden, die feinge­meißelten Buchstaben am Sockel „Marschalko fecit 1852“ wurden leider während der Renovierungsarbeiten im Jahre 1973 von einem Hochdruckwasserstrahl abgewaschen. Sogar der Schumacherlehrling soll existiert haben, er soll Jakob Frick geheißen haben. Die Reaktion auf dessen Ausruf war jedoch keinesfalls tragisch - zumal die Löwen eine Zunge besitzen. Tief im Inneren des Mauls kann ihre Kontur hinter den Zähnen wahrgenommen werden, wer hoch genug hinaufklettert, kann sie sehen. Natürlich ver­suchte Marschalko auch in mehreren Zeitungsartikeln zu erklären, wie die Beschaffenheit und Haltung der Löwen­zunge sei und daß ein Katzentier kein Hund sei, der die Zunge heraushängen ließe. Ein alter Chronist von Pest be­richtet, daß der Künstler sogar eine Wette von 500 Forint zu diesem Thema gewonnen hätte und folgendermaßen auf die Anschuldigungen eines Zeitgenossen geantwortet Die beleuchtete Széchenyi Kettenbrücke 23

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