Buza Péter: Donaubrücken - Unser Budapest (Budapest, 1992)
habe: „So eine Zunge soll deine Frau haben wie meine Löwen - und dann, wehe dir!“ Die Kettenbrücke war 50 Jahre alt, als die Frage einer Generalerneuerung der Konstruktion aufkam. Auf der Festsitzung des Vereins der Ungarischen Ingenieure und Architekten wurden die Grundsätze der kompletten Rekonstruktion der Brücke formuliert und auch vorgeschlagen, die Brücke von nun an zu Ehren ihres Urhebers Széchenyi Kettenbrücke zu taufen. Auf eine Renovierung mußte leider noch sehr lange gewartet werden, obwohl schon damals, die Mängel der Brücke, des wachsenden Verkehrs wegen, immer mehr zum Vorschein kamen. Viele fürchteten jedoch um die legendäre Schönheit der Brücke und zögerten mit dem Eingreifen, das eine Verdickung der Ketten der Grundträger, die Steigerung ihrer Belastbarkeit und die notwendige Versteifung der Konstruktion bedeutete. Die Operation gelang jedoch ausgezeichnet. Am Projekt nahmen die besten und geübtesten Brückeningenieure der damaligen Zeit teil: Antal Kherndl, József Beke und István Gällik. Sie leiteten die Arbeiten zu jedermanns Zufriedenheit. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch die Széchenyi Kettenbrücke - wie sämtliche anderen Brücken der Hauptstadt - von den Pionieren der abziehenden deutschen Truppen gesprengt. Am 29. November 1949 wurde sie neuerbaut, genau hundert Jahre nach ihrer Einweihung, wieder in ihrer alten Pracht strahlend dem Publikum übergeben. Seither hat zweimal ein „Großrenovieren“ stattgefunden und heute, im Jahre ihres 150. Geburtstags, stellt sich die Frage: wie soll es weitergehen? Ihre einstige legendäre Kapazität ist gegenwärtig, auch nach zweimaliger Erweiterung, so bescheiden, daß der Verkehr nur beschränkt erlaubt werden müßte. Wird sie wohl zur Fußgängerbrücke erklärt? Oder zur Museumsbrücke und zum Brückenmuseum nach dem Jahr 2000? Welches ist wohl die Fortsetzung der Geschichte der ersten und schönsten Donaubrücke von Budapest? Die Antwort wartet auf den Chronisten von morgen. Die Entscheidung auf die Behörden der Zukunft. Heute ist alles noch so, wie es sein soll. In einem schlanken, leichten Bogen reicht das junge, schöne Pest der alten Burg Corvins die treue Hand. 24