Buza Péter: Donaubrücken - Unser Budapest (Budapest, 1992)

tiggestellt und im Juli die bejahende Antwort des Komi- tats eingetroffen war, reiste Graf Széchenyi in Begleitung des Grafen György Andrássy nach England, um den Brückenbau des entwickeltsten Industrielandes in der Praxis zu studieren und zu entscheiden, welches die Kon­struktion der ständigen Donaubrücke sein sollte. Noch im Dezember desselben Jahres konzipieren sie ihre Mei­nung, die dann 1833 im Druck erscheint: eine Ketten­brücke war das, was die Doppelstadt nötig hatte! Es wird auch berechnet, wieviel der Bau kosten würde, und die erhebliche Summe bringt sie dazu, die bisherige Mautfreiheit der Adligen in Frage zu stellen. Wenn nämlich nicht jeder für die Benutzung der Brücke bezahle, würde sich kein Unternehmer finden, der das Geld vorstrecke. Die so einfließenden Gelder würden dann für die Bau- und Erhaltungskosten der Brücke verwendet werden. Ein ketzerischer Gedanke! Umsomehr, da die trotzigen Verteidi­ger des Adelsprivilegs auch noch Kampfgefährten erhiel­ten. Und zwar eben die beiden betroffenen Städte Pest und Buda, die um den Verlust der ansehlichen Mautgewinne für die Schiffbrücke fürchteten. Vor allem Pest widersetzt sich hartnäckig. Der Palatin József versucht auf den Adelsrat Druck auszuüben. Seine Leute versuchen die Unschlüssi­gen einzeln zu überzeugen, jedoch vergeblich. Die erneute Abstimmung endet mit 48 gegen 21 Stimmen zugunsten der Gegner. Nun folgt das Kunststück des Notars János Lechner. Es gelingt ihm, den Beschluß und den Bericht davon, den er an den Palatin sendet, so zu formulieren, daß man ihn auch in dem Sinne verstehen konnte: das Bürgertum von Pest verzichte auf seine bisher störrisch verteidigten Rechte. Die Magnatentafel gibt - nachdem der Palatin das Doku­ment vorliest und interpretiert - nun ohne Verbündete ge­blieben, den Kampf auf. 1832 lernt Széchenyi den Architekten Tierney Clark kennen, dessen Brücke von Hammersmith in England (der Budapester Kettenbrücke sehr ähnlich, doch von geringe­rer Spannweite) schon steht. Auch Adam Clark, Namens­vetter des ersteren, erscheint auf der Bildfläche. 1834 ar­beitet er schon in Ungarn, leitet die Baggerarbeiten an der Donau vom selbstentworfenen Baggerschiff „Vidra“ aus. 16

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