Buza Péter: Donaubrücken - Unser Budapest (Budapest, 1992)
mehrere Tage außer Betrieb. Frühes Eistreiben zerriß manchmal die Konstruktion, andere Male führten Hochwasser oder Sturm ihr Schaden zu. Zu Beginn der 1800er Jahre wußte also jeder, daß nur eine ständige feste Brücke diesem Abhilfe leisten konnte. Natürlich gab es auch Bedenken, doch der Gedanke faßte immer mehr Fuß und als die sogenannte Reformzeit des ungarischen Geistes eintrat, stand auch die Idee der ständigen Brücke auf festen Pfeilern - man hatte sich zu ihren Gunsten entschieden. Als 1832 erstmals ungarische Aufschriften die Schiffbrücke zierten, schrieb ein begeisterter Reporter lyrisch, wie schön es doch wäre, „wenn ein fester Eisen- oder Granitarm sich zwischen den beiden Städten über die ausschweifende Donau streckte und somit die Einwohner der ständig umarmten Städte sich auch pausenlos umarmen könnten...“. Diese Zeilen ließen nicht nur poetische Frauenherzen höher schlagen, sondern auch weise Männer überlegten sich, wie endlich das „junge schöne Pest der Alten Burg Corvins die treue Hand“ reichen könnte. Letzteres Bild gehört schon zu den Zukunftsvisionen des Grafen Széchenyi, dessen Träume - zum großen Glück der Ungarn - dann auch wahr wurden. Die Brücke werde gebaut! Im Dezember 1820 war Stefi, der Beau und Herzensbrecher, ein schneidiger Husarenkapitän und steinreicher ungarischer Aristokrat, Graf István Széchenyi also, in Diószeg im Komitat Bihar stationiert, als ihn die Nachricht vom Tode seines Vaters Ferenc Széchényi ereilte. Er muß heimreisen. Am 27. Dezember macht er sich auf den Weg, am 29. Dezember erreicht die Kutsche die Pester Fährstation. Es ist eisigkalt, ein wilder Schneesturm tobt. Die Schiffbrücke hatte man schon vor drei Wochen zerlegt, des Eistreibens wegen ist jedoch auch der Schiffsverkehr ganz zum Stillstand gekommen. Széchenyi findet niemanden, der die Überfahrt wagt. Erst am 5. Januar wagt endlich ein mutiger Schiffer den Grafen samt Pferd und Wagen über den Fluß zu befördern, als das Eistreiben sich zu beruhigen scheint. Kaum sind sie 13