Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

Land), daß sie versuchte, sowohl deren Strukturen als auch die Lebensverhältnisse ihrer Bewohner nach ihrem eigenen Bild - zur Stadt der Arbeiter, der Werktätigen, zur Hauptstadt eines den Sozialismus aufbauenden Landes - umzuformen, zu verändern. Mittels des symbolträchtigen Charakters der Stadt war das ideologische Ziel, daß Buda­pest seine Funktion der Selbstbestimmung erfülle: die hi­storische Legitimität des Systems. Im November 1953 erreichte der Planungsprozeß auf der Architektur-Enquete, wo die Probleme der Stadtregu­lierung erörtert wurden, seinen Höhepunkt. Gábor Preisich (damals Mitglied des Architekturrates, Stadtplaner) faßte die Aufgaben zusammen: .Von dem Plan muß verlangt werden, daß er die Kraft des Sozialismus, das Pathos und den Optimismus seines Aufbaus auf entsprechende Weise zum Ausdruck bringt sowie gleichzeitig dem Patriotismus des Sozialismus zur Geltung verhilft.“ Es kann festgestellt werden, daß die Projektanten eher architektonische Phan­tasien als rationelle, realisierbare Einfälle hatten. Der eine Plan legte zum Beispiel „den Hauptakzent auf den feier­lichen Charakter beim Aufbaus des Sozialismus. Deshalb plant er die festliche Gestaltung der Donauufer, so faßt er die Donau als architektonische Achse auf, er schmückt sie mit Toren, Statuen und Parlamentsgebäuden. Er schlägt eine neue Prachtstraße auf der Linie der Madách út sowie als Pendant zur Stalinstatue eine Leninstatue vor. Auf dem geplanten Platz in der Achse dieser Prachtstraße sollen das Nationaltheater und ein Konzertsaal Platz finden.“ (Andere hätten das Gebäude des Nationaltheaters lieber auf dem Sztálin tér gesehen.) Was von den umfassenden baulichen Vorstellungen ver­wirklicht wurde, war 1951 auch schon fertig: Mit der Ver­breiterung der Aréna út wurde der Felvonulási tér (Aufzugs­platz), die Dózsa György út (Entwurf: Béla Gebhardt) ge­schaffen, in der Achse der Vilma Királynő út wurde am 21. Dezember das Stalindenkmal von Sándor Mikus und die Ehrentribüne eingeweiht. Diese Platzerweiterung war der direkte Grund für den Abriß der Pfarrkirche Magna Do­mina Hungarorum, Regnum Marianum, die Iván Kotsis entworfen hatte. (Die „Rechtskontinuität“ der Straßenlinie für Demonstrationen im Stadtwäldchen blieb auch nach 1956 erhalten, die Machthaber gaben kund, daß das Volk von Jahr zu Jahr seine eigene Kraft sehen will, um daraus neue Kraft für das Schaffen und den Fortschritt zu schöp­fen...) Auf der Enquete wurden insgesamt zwölf Entwürfe dis­kutiert. Bis 1954 entwickelte das Planungsinstitut für Städ­33

Next

/
Thumbnails
Contents