Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

Am 23. Dezember 1949 wurde in Újpest (IV, Görgey Artúr utca 30) die ebenfalls in modernem Stil erbaute Poliklinik übergeben (Ferenc Kiss, Tibor Mikolás, József Ránki). Das Gebäude wurde auf einem kleinen, dreiecki­gen Grundstück, vom Verkehr möglichst weit entfernt, „hineingerückt“ plaziert. Es entsprach „sozusagen voll­kommen“ den vorgeschriebenen Funktionen, obwohl während der Planung im Investitionsprogramm zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden waren. 1949 wurde im X. Bezirk (Kőbányai út 45) auch ein Haus der Gesundheit übergeben (Pál Németh, Károly Ben­jámin, József Gillyén, Pál Borosnyai, János Scultéty), bei dem das in der Sowjetunion schon erfolgreich erprobte und bewährte Polikliniksystem angewandt wurde. Egon Payr, der das Gebäude beschrieb, wies die Kritik von Imre Perényi zurück (Szabad Nép, 13. November 1949), denn seiner Meinung nach verfällt das Gebäude nicht in den Fehler des Formalismus, weil „das Gebäude gut seiner Be­stimmung entspricht, die Raumverbindungen gut gelöst sind, die großen Glasflächen der Sprech- und Behandlungs­zimmer und die sich dazwischen befindlichen schmalen Stahlbetonpfeiler an der Fassade auf logische Weise die in­nere Funktion veranschaulichen“. Während des Dreijahresplanes entstanden noch weitere Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt. CJnter Beibehaltung der alten Bauteile entwarf László Lux sehr sparsam das Kinderheim der Textilfabrik Kistext (XVIII., Fáy utca Ecke Kártoló utca, heute umgebaut), 1947 wurde auf dem Fa­brikgelände des Arzneimittelwerkes Chinoin die 1938 ent­worfene Institution für einen ähnlichen Zweck beendet (Gábor Preisich, Mihály Vadász). Ein neues Gebäude war das gut proportionierte Haus mit Clmkleide- und Wasch­räumen für die Arbeiter der Brückenwerke MAVAG auf dem Betriebsgelände in der Kőbányai út (Béla Hegedűs, József Körner, László Málnai). In der Reihe der Kulturhäuser war das Mátyás-Rákosi- Kulturhaus (heute Attila József) am József Attila tér im Stadtbezirk Angyalföld das erste; es wurde am 30. De­zember 1949 der Öffentlichkeit übergeben. Szabolcs Hor­váth hatte mit dem Entwurf noch vor dem Krieg begon­nen, Elemér Csánk und Co. beendeten es in gemäßigt modernem Stil. In den Jahren der Wende (1947-1949) wurde in den Budaer Bergen die Schmalspurbahn und der zentrale Schauplatz der Kinderlager gebaut. „Für die Kultur eines Landes ist die Liebe sehr charakteristisch, mit welcher die Behörden und im allgemeinen die ganze Gesellschaft die 13

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