Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

die erhofften Möglichkeiten einer umfassenden Stadtneu­planung verringerten sich immer mehr. Auch auf dem Gebiet der Burg von Buda begannen die Wiederherstellungsbauarbeiten; zu den beendeten Objek­ten gehörte das ehemalige Finanzministerium (1., Szent- háromság tér 6), das aufgrund der Pläne von Jenő Rados vollständig umgebaut worden war. Wiederaufgebaut wur­de anläßlich des Centenariums des Freiheitskrieges von 1848 - als eine der „heiligsten“ Aufgaben - das Kossuth- Mausoleum auf dem Friedhof an der Kerepesi út (die dazu notwendigen Materialien stammten von dem abgerissenen Standbild des István Tisza). Zu den bedeutendsten Arbeiten zählte auf der Attila út - zu beiden Seiten des heutigen Dózsa György tér - der Gmbau der zwei Kasernen der ehemaligen Kronengarde zu modernen Wohnhäusern (Ede Fekete und andere, I., Attila út 33). Mit der Verringerung der inneren Geschoß­höhe wurde in das alte Gebäude noch ein Stockwerk eingezogen, und man bildete auch ein stufenförmig abge­setztes Dachgeschoß heraus. In der Form harmonisierte es mit dem von Zoltán Kosa umgestalteten Mietshaus, das nach Plänen von László Vágó 1910 in der benachbarten Hadúr utca für das Landesinstitut der Sozialversicherung (OTI) errichtet worden war (Attila út 35). Das umgebaute Gebäude an der Südseite des Platzes ist fast ein Spiegel­bild desjenigen an der Nordseite. Hier baute man die Räumlichkeiten der Kaserne zu Einraumwohnungen mit einer oder zwei Schlafnischen (Alkoven) um, indem man ebenfalls die lichte Höhe verringerte und ein weiteres Ge­schoß herausbildete. Die Eßnischen fanden nach schwe­discher Art zwischen der Küche und den Straßenfenstern Platz (Péter Demján und andere, Attila út 31). Stark kritisiert wurde schon zur Zeit seiner Beendigung (1946-47) das Gebäude am Marx tér 6. (heute Nyugati tér). Das Mietshaus war nach einem Plan aus dem Jahre 1945 wiederhergestellt worden, indem man auch den Grundrß verändert hatte. Das Erscheinungsbild - welches das Gebäude nach dem Abschlagen der Bauornamentik im historisierenden Neorenaissancestil erhielt - wurde als „architektonischer Fehlgriff“ bezeichnet. Die in drei Risalite gegliederte geschwungene, städtebildlich frequentierte Fas­sade, die weitere Reduzierung der alten kleinen Maueröff­nungen, die erhöhte, massive Mauerfläche, die „Primitivi­tät“ der Verteilung der verputzten Gliederungsflächen errei­chen nicht das „erforderliche“ Niveau - das können wir in der zeitgenössischen Fachpresse lesen. (Nicht viel später jedoch entspricht all dies dem offiziellen Geschmack.) 10

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